Ich bin mittlerweile ziemlich sicher, dass Hertha Meister wird. Zumindest bin ich fest davon überzeugt, dass Hertha diese Saison beste Aussichten auf den Titel hat. Schließlich werden wir noch zwei Wochen Tabellenführer sein. Soviel steht fest. Ich bin dabei kein Zweck-Optimist, weil ich als Fan nicht anders könnte. Da habe ich schließlich schon ganz andere Dinge geschrieben. Auch geht es mir nicht um meine kleine Wette, die ich abgeschlossen habe. Es ist vielmehr so, dass es einige Gründe gibt, die mir die Zweifel an der Unmöglichkeit eines Berliner Meisters genommen haben (um es mal kompliziert auszudrücken…).
Zutrauen statt Hoffnung
Es hat sich einfach etwas geändert in der Wahrnehmung von Hertha BSC. Und damit meine ich erst einmal nur die Fans. Hertha wird wieder etwas zugetraut. Sei es die Forderung, dass jetzt auch verbal um den Titel mitgespielt werden soll oder der Genuss des lange nicht erreichten Derby-Siegs. Hertha wird endlich bewundert.
Cottbus als Wendepunkt
Das Spiel in Cottbus war sicherlich in vielerlei Hinsicht ein wichtiges, entscheidendes Match dieser Saison. Schließlich war vor einem halben Jahr, nach der Heimniederlage gegen Cottbus, ein Tiefpunkt der aktuellen Spielzeit erreicht. Schlechter ging es kaum. Wurde es zum Glück auch nicht. Aber es bestand zu befürchten, dass das Derby in Cottbus zum erneuten Wendepunkt werden könnte. Einfach, weil das traditionell gegen Cottbus so passiert.
Und das Spiel entwickelte sich so, wie es gegen Cottbus immer gelaufen ist. Hertha kommt nicht ins Spiel, die Fehlpässe häufen sich und die Abwehr spielt blinde Kuh. Nach zwanzig Minuten krönte Drobny diese Nicht-Leistung mit einem fulminanten Fehler. Hertha lag zurück und eigentlich war die Sache gelaufen.
Vertrauen in die eigene Stärke
Aber irgendwas ist anders diese Saison. Die Mannschaft steckte nicht auf. Irgendwie sammelte sie sich und fand langsam aber sicher in die Spur. Fraglich ist, was das Unvermögen von Jula damit zu tun hatte. Wie kann man solch einen Ball daneben schießen, wenn man nicht Mario Gomez oder KevKu heißt? Keine Ahnung! Sei’s drum. Es hätte vielleicht etwas länger gedauert, bis Hertha zu sich gekommen wäre. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – die Mannschaft wäre zu sich gekommen und hätte auch nach einem Zwei-Tore-Rückstand das Ruder umgerissen. Das ist kein Glück, höchstens Understatement. Darauf kann die Mannschaft vertrauen. Und auch wir Fans.
Das System Favre
Es war eine Blondschopf-Show. Keine Frage. Solch ein Traumtor von Voronin sieht man nicht alle Tage. Weder von ihm, noch von anderen. Und drei Tore von einem Stürmer in einem Spiel sind auch nicht unbedingt alltäglich. Dennoch war es eine One-Man-Show nur auf dem Papier. Denn die ersten beiden Tore resultierten aus dem Spielsystem und der Mannschaftsleistung. Die Buden hätte wohl auch Pantelic oder Domovchisky gemacht. Es ist Lucien Favres Spielsystem, das gewinnt.
Die positive Grundstimmung
Das Training von Lulu ist wohl mitunter ziemlich langweilig. Doch die Stimmung in der Mannschaft und dem ganzen Vereins-Umfeld ist prächtig. Habt ihr den Dieter Hoeneß tanzen sehen? Meine Güte! Ich war wirklich erstaunt, dass der alte Griesgram mal so ausgelassen feiern konnte. Die Beweglichkeit fehlt im Sichtbar. Dafür haben er und das ganze Team derzeit riesigen Spaß an ihrer Arbeit. Nicht nur am Erfolg. Das kann ja jeder. Nein, ich glaube, dass die ganze Arbeit bei Hertha BSC mit viel positiver Energie angegangen wird. Man lese sich nur noch einmal das Interview mit Dardai durch.
Positiv motivierte Arbeit, umfassendes Vertrauen, systematisches Teamwork
Es klingt so einfach. Und so plakativ, wie aus einem Coaching- oder Consulting- Lehrbuch. Aber diese drei Punkte bringen es auf den Punkt. Durch positiv motivierte Arbeit, umfassendes Vertrauen und systematisches Teamwork wird sich Hertha zum Titel spielen.Vor allem, wenn man sich mal anschaut, wie es um die Teams steht, die unter den eigenen Erwartungen spielen, kann man feststellen, dass einer oder mehrere dieser Punkte nicht vorhanden sind. Sei Bayern, Bremen oder Schalke…
Und sonst?
Den Cottbusern bleibt die Blamage gegen den künftigen Meister verloren zu haben. Es gibt schlimmeres, denke ich.
Marcel Reif wird es wohl nie lernen, die richtigen Überschriften für seine Kolumnen zu wählen. Schon wieder Hertha im Titel und nur der letzte Satz handelt vom Hauptstadtklub. Wie gesagt: Schon wieder.
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18 Kommentare
Dann bräuchten sie ja eigentlich nur noch mal vorbei schauen
Langsam macht sich die veränderte Wahrnehmung der Fans auch beim Tickteting bemerkbar. Siehe diesen Bericht.
Na, ich denke, dass gegen Leverkusen schon einige Fans ins Stadion kommen werden. Sicherlich mehr noch, als in der letzten Saison. Typische Erfolgsfans halt…
Moin Enno,
wie siehts aus? Planst du die Enphase im Olympiastadion zu verfolgen? Die Karten in der Ostkurve gegen s04 (letztes Saisonspiel) und Leverkusen (nächstes) sind schon ausverkauft. Für Dortmund (übernächstes) werden sie in Kürze auch schon vergriffen sein. 4-5 Tage haste noch.
Gegen Bremen und Bochum kann ich dich begleiten. Bei den drei anderen Spielen bin ich selber schon ausgebucht.
Ich glaube es erst, wenn wir die Schale haben Und wäre ganz ehrlich mit Platz 3 schon zufrieden. Bei allem darunter allerdings schon arg enttäuscht…stellt euch nach dieser Saison mal Platz 4 vor…wieder Osteuropa, wieder Donnerstagabend, wieder 12000 im Olympiastadion. Bitte Jungs, mindestens Platz3!!
den aktuellen schlüssel zum erfolg der hertha sehe ich neben der favre-taktik und der damit verbundenen disziplinierten raumaufteilung (defensivverhalten) vor allem beim gut aufgelegten voronin. hoffe für die hertha, dass der junge fit bleibt. bei dem schwierigen restprogramm können hochkarätige ausfälle nur schwer kompensiert werden.
Andererseits: Einer unserer besten Mittelfeldspieler (Kacar) hat in der Rückrunde bislang keine einzige Minute spielen können. Es ist also noch Potenzial auszuschöpfen.
Ich hoffe, dass er am Samstag wieder zur Verfügung steht.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Hertha Meister wird, so wie die hertha die spiele gewinnt, so gewinnt nur ein meister, das erinnert doch schon sehr an die, ach ne diesen verein nenne ich nicht
Okay, meine Prognose Hertha würde nur 8. ist zwar ziemlich übertrieben, doch Meister wird Hertha nicht, da kann der Dieter auch noch so auf dem Rasen tanzen, ich glaub es auch weiterhin nicht.
Grüsse
Fips
Also ich registriere, dass die Meinungen nach wie vor weit auseinander gehen. Aber man kann auch sehen, dass es mehr und mehr Beobachter gibt, die den Titel zumindest nicht mehr ausschließen.
Zum Thema Ausfälle: Wer saß die letzten Spiele auf der Bank/Tribüne? Pantelic, Kacar, Chahed, Lucio, Piszczek, davor auch Dardai. Das sind alles keine Ergänzungsspieler (gewesen). So gesehen, würde auch eine Verletzung von Voronin die Mannschaft wohl nicht umhauen, denke ich. Zumal ich der Meinung bin, dass die ersten beiden Tore auch jeder andere Stürmer gemacht hätte, wenn Voronin nicht gespielt hätte. Nur das Dritte war eine wirkliche Einzelleistung, war für den Sieg aber nicht entscheidend.
Zu den Heimspielen / @Felix: Leider, leider werde ich bis zur Meisterfeier nicht nach Berlin kommen können. Ich muss nämlich für meine Diplom-Prüfungen lernen und meine Diplomarbeit schreiben. Das kostet sehr viel Zeit, in der ich nicht (für Geld) arbeiten kann. Dementsprechend kann ich mir sowohl aus zeitlicher sowie finanzieller Hinsicht nicht vorher nach Berlin kommen. Leider, leider!
Hatte ich schon angemerkt, Enno, dass dein Timing verbesserungsbedürftig ist? Erst musst du unbedingt in den Urlaub fahren, wenn Hertha tatsächlich mal die Bayern schlägt und Tabellenführer wird und jetzt musst du deine Diplomarbeit auch gerade dann in Angriff nehmen, wenn man nach 1931 mal wieder Meister wird? Dann iss mal gesund und treib viel Sport, damit du dann in 70 Jahren wenigstens beim nächstenmal dabei sein kannst!
Das sind Dinge, die man leider kaum spontan verschieben kann. Leider. Aber vielleicht wird es ja noch was mit dem zweiten Meistertitel der Hertha bevor ich knapp hundert Jahre alt bin…
Ach, Enno, auf den zweiten Meistertitel warten andere auch …
Gruß aus der “Klappergass”
Kid
Hm Enno.
Ich bin insgeheim schon ein wenig darüber enttäuscht, dass es am Samstag nicht ausverkauft sein wird. Eine Tabellenführung mit einem attraktiven Gegner müsste doch eigentlich ausreichen. Das zeigt mal wieder, dass es eben _nicht_ reicht gut/erfolgreich zu spielen, um das Stadion voll zu bekommen.
Pro Stadionneubau. Bitte am Flughafen Tempelhof!
Btw. Lustigerweise habe ich vor kurzem auch die Hertha-Mitgliedschaft abgeschlossen. Auf die Idee kam ich durch einen Morgenpostartikel von vor 2 Wochen. http://www.morgenpost.de/sport/hertha/article1041518/Wo_die_Hertha_Mitglieder_wohnen.html Die Karte ist sehenswert.
Also…
Hetha hat jetzt erst das richtig harte Programm vor sich. Hamburg, Hoffenheim, Dortmund, Schalke das hört sich vielversprechend an. Wer zum jetzigen Zeitpunkt von Meisterschaft spricht ist entweder ein Fan der Hertha oder jemand der wirklich aber auch wirklich nicht objektiv genug ist.
Herthas Trainer, Torwart und Voronin haben das was bisher geschah möglich gemacht. Es war schon immer klar das die Hertha einen guten Torhüter braucht und noch mehr einen sehr guten Stürmer. Dieter Hoeneß hat bisher nur mist angeschleppt. Endlich Voronin….
Ich denke das sie es nicht schaffen Meister zu werden. Es ist typisch Berlin…Sie werden einen Höhenflug bekommen und dann 4-6 werden. Mehr ist nicht drin. Berlin hasst die Hertha weil es kein anständiges Management gibt, das anständige Spieler kauft.
Wir bräuchten Leute wie Basler und Hässler. Vielleicht 1-2 richtige Türken wie Hamit Altintop aber was wir nicht brauchen können sind Leute die nicht zur Stadt passen. Wir sind hier ein multikulti Laden der vor allem nicht noch mehr Schauspieler nötig hat. Pantelic und der rest der Truppe. Wir sollten Hamburg anstelle der Hertha kaufen.
Hertha hatte in dieser Rückrunde schon ein richtig schweres Programm. In der Rückrunde den FC Bayern geschlagen, die aufstrebenden, um den Klassenerhalt kämpfenden Gladbacher (die besiegten übrigens den von dir erwähnten HSV eindrucksvoll) und nicht zuletzt auch Energrie Cottbus, gegen die es wahrlich nicht einfach ist. Mit Bayer Leverkusen wurde gestern ein weiterer schwerer Gegner bezwungen.
Diese Leistung an Favre, Voronin und Drobny festzumachen finde ich schon sehr fragwürdig. Was ist mit Friedrich, Simunic, Cicero, Dardai und und und?
Kannst du dich eigentlich an die Hinrunde erinnern? Auch Stuttgart, Hoffenheim und Hamburg wurden besiegt. Einzig bei Bremen und in Gelsenkirchen gab es keine Punkte.
Wozu eigentlich Türken kaufen? Spielt die Nationalität überhaupt eine Rolle?
Felix, deine letzten beiden Fragen, finde ich wichtig. Vergaß ich zu stellen. Allerdings glaube ich kaum, dass er noch antworten wird, wenn ich mir seine hinterlassene E-Mail anschaue…
Stanley, Hamburg ist ja derzeitig wirklich kein gutes Beispiel. Und hier schreiben Herthaner. Ist doch klar, dass wir an die Meisterschaft glauben.
Gut, das Restprogramm ist schwer. Aber die Mannschaftsentwicklung unter Favre ist genial, wirklich Spitze in Deutschland. Die Transfers waren vergleichsweise in Ordnung. Sicher nicht Spitze, aber akzeptabel.
3 Trackbacks
[...] gibt es endlich den Song zur angestrebten Meisterschaft in einer offiziellen Version von Atzenmusik. Die Kurve hat es vorgemacht und den Titel Das geht ab! [...]
[...] Trainer Favre hat sich geirrt Nicht einmal sechs Monate sind seitdem vergangen. Hertha BSC führt die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an. Das an sich Unmögliche wird immer wahrscheinlicher: Hertha kann tatsächlich Deutscher Meister werden. Trainer Lucien Favre hat aus einer farblosen Mittelmaß-Mannschaft ein Team geformt, das die Liga dauerhaft vor Rätsel stellt. Seit seinem Dienstantritt im Sommer 2007 spricht Favre davon, 2010 um den Titel mitspielen zu wollen. Ernst genommen hat das außerhalb der Stadtgrenzen fast niemand. In der Tat hat sich der Coach geirrt, Hertha spielt schon 2009 um den Titel. [...]
[...] Um Erfolge und Misserfolge erklären zu können, bemüht man ja die verschiedensten Gründe. Und gerade die schreibende Zunft der Papier-Medien steht unter dem Druck, ständig neue Geschichten präsentieren zu müssen. Noch vor der Niederlage wartete Sven Goldmann mit einem Artikel im Tagesspeichel auf, der reichlich Anlass zu Spekulationen bietet. Man kann den Text als Chronologie einer Selbstdemontage des Dieter Hoeneß lesen. Aber nur dann, wenn man den nicht weiter konkretisierten Quellen aus dem Präsidium glauben will, die dem Artikel die nötige Würze verleihen. Goldmann ist mir in seiner Hertha-Berichterstattung bisher kaum positiv aufgefallen. Daher tendiere ich dazu, ihm diese Insider-Informationen nicht abzunehmen. Da wird ein Zwist und ein Graben zwischen Manager Hoeneß und Trainer Favre aufgebaut, der nur mit einer großen Portion Hertha-Misanthropie vorstellbar ist. Sicher ist Dieter Hoeneß ein egozentrischer Macher, der sich erst daran gewöhnen muss, dass Favre viel zum Erfolg beiträgt und einiges selbst entscheidet, ohne sich das OK vom einstigen Sonnenkönig einzuholen. Dieter Hoeneß wird seine Probleme mit Favre haben. Aber über einen Bruch zu spekulieren (und es ist nicht mehr als eine Spekulation), ist wenig glaubhaft, weil außerhalb der anonymen Äußerungen des Präsidiums nur arg konstruierte Vorkommnisse zum Beleg der These herangezogen werden. Vielmehr ist diese gewollt negative Spekulation dem Autor des Artikels und seiner besonderen Einstellung zu Hertha BSC zu verdanken. Schließlich hat Sven Goldmann in den letzten Jahren einzig und allein damit geglänzt, über Hertha ätzende Beiträge zu schreiben. Mir scheint, dass es der Autor ist, der sich mit dem aktuellen Erfolg von Hertha BSC noch nicht zurecht gefunden hat und immer wieder in alte misanthropische Muster zurückfällt. Die Niederlage könnte einige Beobachter leider dazu verleiten, der Geschichte mehr Glauben zu schenken als sie verdient hat. Aktuell Marcel Reif beispielsweise. Aber der hat sich mit seinen Kolumnen ja unlängst selbst disqualifiziert. [...]