Stimmen der Ostkurve: Fringe Group Berlin

Foto: John Fera

Ich schaue ja auch mal gerne über den Tellerrand und da sind mir neulich die Jungs von der Fringe Group Berlin, kurz FGB, aufgefallen. Was, die kennt ihr noch nicht? Ihr wusstet noch nicht, dass es auch rappende Fußballfans gibt? Das macht aber nichts, denn es gibt ein paar Videos gibt nur noch ein Video von der Fringe Group im Netz, das sie scheinbar selbst dort eingestellt haben. Der großen deutschen Videoplattform war das ganze wohl zu skandalträchtig, weshalb sie den Clip vom Netz genommen haben. Grund genug sich mit der Materie auseinanderzusetzen!Warum oder wieso sie sich bei der Namenswahl nah an den Nachnamen eines Bremer Mittelfeldspielers gehalten haben, blieb mir unklar, bis mir eingefallen ist, dass das ja Englisch sein könnte. Bingo! Die Fringe Group ist also die selbsternannte Randgruppe Berlins.
Kommen wir also zum Clip, der in Zeiten der Exklusionsdebatten deutscher Feuilletons, als empirischer Beleg der selbstbezichtigten Außenseiter herhalten muss. Handelt es sich also um die ausgeschlossenen (der Ostkurve), die im Webzweinull nun ihrer Wut freien Lauf lassen können und so wieder den Weg in die Gesellschaft finden können? Nein, ich denke nicht. Wie kommen hier wohl mit der Theorie der Außenseiter, Aussteiger und Exklusionsopfer nicht weit. Denn vielmehr ist das Video ein Dokument aus der Mitte (!) unserer Gesellschaft. Dass man sich gut integriert und in der kuscheligen sozialstaatlichen Nestwärme unserer Gesellschaft selbst als Außenseiter oder Randgruppe bezeichnen kann, sagt vielmehr etwas über die Perspektivlosigkeit unserer Gesellschaft aus. Belassen wir es dabei und kümmern uns um den eigentlichen Inhalt des Videos.

Update: Video wieder verfügbar!

Musikalisch gesehen ist das ganze gar nicht mal so schlecht für eine Amateur-Produktion (sorry Jungs, aber den Status des Profis habt ihr noch nicht. Erst Recht nicht in der großen Hip-Hop-Szene Berlins…). Der Beat drückt, kommt aber ein wenig monoton daher. Der Rap fließt meistenteils, auch wenn der Flow immer wieder die gleichen Kurven nimmt und hier und dort ein wenig holpert. Textlich musste kommen, was kommen musste: der üblich Diss gegen Schalke, VfB, und Konsorten und die Beteuerung der ewigen Liebe zur Hertha und zum KSC. Das dazugehörige Vulgär-Vokabular ist natürlich unvermeidlich, ebenso wie der Opel-Corsa. Ich schaue mir solche Videos trotzdem immer wieder gerne an, weil sie so authentisch sind. Man könnte ja meinen, dass hier nur ein billiger Abklatsch amerikanischer Gang- und Hip-Hop-Kultur produziert wird. Aber weit gefehlt! Das sind wir. Das ist unser Bild im gesellschaftlichen Spiegel. Dafür einen Dank! Und Anerkennung für die vielen Mühen, die in diesem Clip stecken, auch wenn ich mich persönlich von einigen Textzeilen dieses Videos deutlich distanzieren möchte. Denn Fußballfans sind nicht nur keine Verbrecher, sondern auch nicht zwangsläufig pöbelnde Proleten.

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