Ich bin skeptisch. Oder verunsichert. Vielleicht auch ängstlich. Ich traue dem Braten nicht. Da ist irgendwas im Busch. Es wird zu einer Entscheidung kommen. Nur ist überhaupt nicht absehbar was entschieden wird und wie entschieden wird. Und vor allem weiß ich nicht, wer entscheidet. Konfusion macht sich breit. Ich bin skeptisch. Oder verunsichert. Vielleicht auch ängstlich. Ich weiß es nicht.
Jedenfalls frage ich mich, was sich da gerade bei Hertha BSC tut, wohin sich die Mannschaft entwickelt und wie es jetzt weiter geht. Denn der vierte Platz in der Bundesliga und ein gutes Spiel gegen Benfica geben ein gutes Bild ab. Ich könnte mich freuen und einen gewissen Stolz entwickeln. Dieses selbstbewusste Gefühl will sich aber einfach nicht einstellen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass ich ein Miesepeter bin und grundsätzlich zu Pessimismus neige. Man erinnere sich nur an meine Euphorie nach dem Auftaktsieg gegen Frankfurt. Da war noch eitel Sonnenschein und alle freuten sich noch auf die Spiele im Olympiastadion. Dann aber folgten Spiele, die zwar schön anzusehen waren, aber keine Punkte brachten und weitere Spiele, die wirklich unschön waren, aber Punkte brachten und jetzt wieder ein Spiel das nicht einzuordnen ist und nur einen Punkt brachte. Dann wäre da noch die riesige Verletztenliste und der Zoff um Pantelic.
Eins erscheint klar: Es passiert etwas in der Mannschaft. Sie bewegt sich. Es entwickelt sich eine Dynamik, die große Kräfte entwickeln wird. Da bin ich mir ziemlich sicher. Es steht also eine Richtungsentscheidung bevor. Allerdings vermag ich nicht zu sagen, wohin die Reise geht. Startet jetzt wieder die große Selbstzerfleischung oder schaffen es Favre, Hoeneß & Co die Kräfte zu einen und den Aufwärtstrend zu verfestigen? Sollte es stimmen, dass Pantelic gegenüber Favre nicht nur laut, sondern auch beleidigend gewesen ist, dann muss er gehen. Verdienste hin oder her. Damit wäre er nicht mehr tragbar.
Am Sonntag gegen Dortmund wird er allerdings wieder spielen. Aber wohl nur deshalb, weil es durch die Verletzung von Voronin und Chermiti keine Alternativen mehr gibt. Das bringt Favre in eine unglückliche Situation, weil er Pante keinen Denkzettel verpassen kann, was er wiederum als Beweis seiner Unabkömmlichkeit deuten wird. Das wird kein gutes Ende nehmen, fürchte ich.
Und überhaupt: Dortmund birgt einige Gefahren. Hier bekam Pantelic seine rote Karte, die dann doch keine war. Hier sind wir im Pokal ausgeschieden. Hier gibt es eigentlich nicht viel zu holen für uns. Und doch muss die Mannschaft gerade jetzt und hier zeigen, dass sie den selbst gesetzten Ansprüchen genügen kann. Deswegen ist das Spiel in meinen Augen richtungsweisend. Und da der Ausgang offen ist, bin ich etwas ängstlich. Die jüngste Vergangenheit lädt nicht unbedingt zu freudigem Optimismus ein.
Wenn das Spiel einen positiven Ausgang nimmt, dann geht es nach tatsächlich Richtung Champions-League und die marktschreierischen Berichte und Interviews über und von Dieters Plänen hätten endlich einmal Berechtigung. Ansonsten werden uns Spott und Hohn gerecht. Mit ein wenig Glück allerdings könnten wir von der geistigen Verwirrtheit der Dortmunder profitieren, die sich allen Anscheins darüber freuen, dass sie diese Woche nicht im UEFA-Cup spielen durften. Der Trainer diagnostiziert ganz treffend eine kognitive Dissonanz. Wenn wir noch mehr Glück haben, dann kommt vielleicht niemand in das Stadion, weil der Ticketvorverkauf für die Fans sehr unbefriedigend ist. Eine Protestaktion am Sonntag käme uns grad gelegen. Aber ich glaube, dass der BVB uns diesen Gefallen nicht machen wird.
Das Schlimmste wäre in meinen Augen ein Unentschieden, das weder die Mannschaft weiterbringt, noch für eine Entscheidung sorgen würde. Und genau deswegen bin ich wohl skeptisch, verunsichert und ein wenig ängstlich. Ich habe die Befürchtung, dass einfach mal wieder gar nichts passiert und sich dieser angespannte Zustand in und um die Mannschaft noch bis zur Winterpause hinziehen wird. Das wäre für mich allerdings kaum auszuhalten. Und genau deshalb wird es so kommen. Man nennt das übrigens Selbsterfüllende Prophezeiung:
Die selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Vorhersage, die sich erfüllt, nur weil sie von einem sozialen Akteur geäußert und von anderen aufgenommen worden ist. Sie ist also eine besondere Ursache der Folgen, von denen sie spricht. Eine typische Anwendungsform ist zum Beispiel das als Vorhersage getarnte gezielte Gerücht.
Hätte ich doch bloß meine Klappe gehalten!
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6 Kommentare
Moin,
in vielen Punkten gebe ich dir recht. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Hertha einen extrem dünnen Kader und sehr viele Verletzungen hat. Nach dem anstrengenden Spiel gegen Benfica fand ich das 1:1 in Dortmund schon ganz gut. Wir haben gut verteidigt, kaum Chancen zugelassen und einen Punkt gerettet.
Ich denke auch, dass wir zufrieden sein könnten. Zwar ist das Ergebnis so, wie ich es vorausgeahnt hatte, aber die Leistung war ansprechender als ich befürchtete. Eigentlich hatte Dortmund überhaupt keinen Punkt verdient. Vor allem, wenn man ihre hilflosen Versuche in der ersten Halbzeit gesehen hat.
Unsererseits zeichnet eine gewisse Hilflosigkeit bei gegnerischen Ecken aus, was nicht nur beim Gegentor zu beobachten war, sondern auch noch bei zwei, drei anderen Situationen, die zu arger Konfusion führten.
Wobei unsere Ecken und Freistöße vor allem durch Raffael derart uninspiriert und schlecht waren, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Schweinsteiger calling…
Die selbsterfüllende Prophezeiung setzt zwingend voraus, dass die handelnden Akteure von ihrer Existenz und Relevanz Kenntnis haben. Es besteht also nicht der geringste Anlass sich Vorwürfe zu machen.
Bei Scheißhausparolen muss auch erstmal wer da kacken gehen.
Dass der BVB gar keinen Punkt verdient hatte, ist schon sehr gewagt zu behaupten, wenn die eigene Mannschaft außer einem Elfmetertor fast nichts gezeigt hat…
OK, zugegeben, das ist ein wenig übertrieben aus der Vereinsbrille formuliert. Aber man muss halt auch sehen, dass Hertha wirklich spitzenmäßig verteidigt hat und der BVB überhaupt nicht wusste, wie darauf zu reagieren ist. Trotzdem gab es Konterchancen für Hertha. Und da hättet ihr euch auch nicht über eine Niederlage beschweren dürfen. Formulieren wir es einmal so…
Ja, die Vereinsbrille habe ich natürlich auch immer dabei, aber selbst wenn ich die mal abnehme und in den “Kicker” schaue, sehe ich da ein Chancenplus von 7:4 für den BVB – und da reden wir noch nicht über Spielanteile. Aber dann muss halt das Rückspiel entscheiden – im Olympiastadion erwarten eure Fans sicher ein anderes Auftreten.
Ein Trackback
[...] kein Zweck-Optimist, weil ich als Fan nicht anders könnte. Da habe ich schließlich schon ganz andere Dinge geschrieben. Auch geht es mir nicht um meine kleine Wette, die ich abgeschlossen habe. Es ist [...]