Es ist doch immer wieder erstaunlich. Hat es mit Fußball zu tun oder ist das auch woanders so? Ich weiß es nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Sehen sie denn nicht, dass sie sich selbst lächerlich machen?
Ich staune darüber, dass Menschen ihre klischeebeladenen “Feindbilder” beschreiben und ihnen dabei bestimmte Eigenschaften zuschreiben, die die “Feindbilder” in ein schlechtes Licht rücken. In der Regel ist das Gegenüber also ziemlich niveaulos. Unter Fußball-Fans ist das Gang und Gäbe. Das gehört dazu. Wir diskutierten das ja erst an anderer Stelle. Aber es irritiert mich schwer, wenn diejenigen, die das negative Bild des Gegenübers zeichnen auf das gleiche Niveau herabsinken.
Worin liegt dann noch der Sinn, der Herabwürdigung des Gegners? Ist das eine Art von Verbrüderung im Geiste, um sich gemeinsam im Morast der Niveaulosigkeit zu suhlen? Aber warum tut man sich das an? Freiwillig! Ja, quasi selbstdeklarierend im Keller verschwindend…
Zu beobachten ist diese Form der Selbstdemontage derzeit in den Kommentaren bei Pleitegeier (wobei das – streng genommen – schon in der Überschrift beginnt, sich im Text fortsetzt und in den Kommentaren den HöheTiefpunkt findet…). Aus dem Text:
Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin!
Überhaupt ein Scherz, daß man ein Spiel, an dem Hertha beteiligt ist, Spitzenspiel nennen darf…
Weiß jemand, ob eine Fahrt im ICE mit lauter Hertha-Fans schon als Folter gilt? Ich saß mittendrin in so einer selten dämlichen Hertha-Familie. Mannmannmann. Die haben doch sogar die Bahn als Hauptsponsor… wieso können die nicht einfach alle ihre Fans in nen Sonderzug sperren und dann haben wir alle unsre Ruhe?? Gnaaaa!
Hier werden mal wieder Klischees von Herthanern bedient, die sicher immer mal wieder vorkommen und auch ohne Zweifel zu kritisieren sind. Aber muss dabei dann der Versuch unternommen werden, die kritisierte Niveaulosigkeit auch noch zu unterbieten und sich quasi ins Nichts zu begeben, wo jede Diskussion unsinnig, weil haltlos wird?
Ich verstehe das nicht und gerade wohl deshalb erstaunt es mich immer wieder aufs Neue. Davon abgesehen, muss ich aber noch lobende Worte loswerden: “Püppi Pantelic” gefällt mir äußerst gut.
Nachdem ich mich nun über die rituelle Selbstdemontage aufgeregt habe, kommen wir noch zum Spiel unserer Hertha gegen den HSV. Denn von Selbstdemontage kann hier nicht die Rede sein. Mit einem Unentschieden bei den starken Hamburgern, bei denen in den letzten Jahren kein Berliner Sieg gelingen wollte, bin ich sehr zufrieden. Hätte Steve von Bergens obligatorischer Black-Out nicht zu einem Tor geführt, wäre vielleicht sogar ein Sieg drin gewesen. Typisch Maurer-Meister halt…
Der HSV wurde mit dem Unentschieden jedenfalls auf Distanz gehalten. Das ist wichtig. Und wenn der Felix recht hat, wird es ab dem kommenden Wochenende noch spannender im Kampf um die Meisterschaft:
Nächstes WE gewinnt der VfB gegen Wolfsburg, Hertha und die Bayern. Auf einmal gibts dann einen Vierkampf WOB 60, FCB 60, BSC 59, VfB 58 @Twitterv0gel
Ich glaube nach wie vor an die Möglichkeit der Berliner Meisterschaft. Denn darin besteht ja der Sinn des Glaubens. Aber von dieser Tautologie einmal abgesehen, bin ich mir aber ziemlich sicher, dass Hertha einen der ersten drei Plätze belegen wird. Und damit dürfte nach jetzigem Stand der Dinge zufrieden sein am Ende der Saison. Aber das ist tückisch mit der zukünftigen Vergangenheit…
Diesen etwas bunten Beitrag will ich noch mit dem Hinweis abschließen, dass ich die kommenden Wochen wohl wieder konstant zum Bloggen kommen werde. Die nächsten vier Monate werde ich meine Diplomarbeit schreiben und mein Studium beenden, um die darauf folgenden sechs Monate ein Stipendium zu verwerten, für das ich heute eine Zusage bekommen habe.
Und wirklich ganz zum Schluss noch der Hinweis, dass wir zum Saison-Ende eine kleine Überraschung für alle Herthaner vorbereitet haben, von der jetzt aber natürlich noch nicht allzuviel verraten werden wird. Ihr dürft gespannt sein…
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10 Kommentare
Habs bei den Unionern schon anklingen lassen, dass ich solche Diskussionen im Internet am liebsten meide. In der letzten Saison (kurz vor Ende der Saison) gab es auf der Arbeit mit einem Kollegen von mir eine “Diskussion” über Hertha (damals landeten sie auf Platz 10). Es ging hoch her, ich verlor die Nerven und beendete das Gespräch wutentbrannt sinngemäß mit “Du spricht von Anspruch und Wirklichkeit, obwohl du nichtmals Herthas Saisonziel kennst. Mit so einem wie dir hab ich echt keinen Bock mehr zu reden. “. Es ist ein gutes Jahr vergangen bis wir das letzte mal wieder über Fussball geredet haben.
Er wünschte mir vor dem Spiel gegen den HSV viel Glück und drückt für Hertha die Daumen.
Ich hoffe, dass es in diesem Jahr bei vielen Berlinern mal *klick* macht und sich die abgeneigte Haltung gegenüber Hertha ändert. Ich glaub’ mit so viel Herthabashing, wie in der Hauptstadt hat kein anderer Verein in seiner Stadt zu kämpfen.
Daumen hoch!
Ach ein Ding noch zum Gegentor: Von Bergen sieht schlecht aus gegen Olic, aber ich habs mir noch fünf mal angeschaut und muss sagen, dass er da nicht viel machen kann. Olic ist schnell und trickreich. Es sieht immer schlecht aus so ausgespielt zu werden, aber ich glaube für einen Gegenspieler allein ist die Flanke kaum zu verhindern. Als Olic an eigener Mittellinie losläuft wird er kurz von Pisczeck gestört, der sich dann aber relativ schnell zwischen Richtung 16er verabschiedet. Er sah, dass Von Bergen da stand und lies ihn die Arbeit machen. Hätte er geholfen, wäre die Flanke wohl verhindert worden.
Will hier nicht Pisczeck die Schuld zusprechen, aber ich finde da muss man Von Bergen auch ein wenig in Schutz nehmen. Auch wenn ich nicht sein bester Freund bin…
Ich hab das beim Pleitegeier auch gelesen und bin kommentarlos gegangen, weil das natürlich a) sein gutes Recht ist, das auf seinen Seiten so zu verbreiten und b) sich darüber aufzuregen den Wert der Aussagen überhöht hätte. Ich weiß nicht wie oft ich in diesem Jahr schon den Satz gehört habe: “Deine Hertha…was die für ein Glück haben, oder?” Und die sagen das nicht um mich zu ärgern, sondern weil sie das ernst meinen. Und das Ding ist: Ich kann es ihnen nicht mal übel nehmen (bzw. doch, aber dazu gleich noch mehr), weil ich weiß, wie ich manchmal über die Leistungen von Energie Cottbus, Arminia Bielefeld oder auch Borussia Dortmund denke. ABER – und jetzt komme ich darauf zurück – ich spreche das nicht aus bzw. blogge nicht darüber, denn ich kann über deren Spielweise einfach nicht genug sagen, weil ich viel zu wenig Spiele von denen über die volle Spielzeit gesehen habe.
Zum HSV-Spiel kann ich nur sagen: Als ich die Zusammenfassung der Zweiten Halbzeit auf 101GreatGoals gesehen habe, dachte ich: Scheiße, jetzt muss ich mir das wieder die ganze Woche lang anhören. Denn da sah es wirklich wieder nach purem Glück und Krampf aus (Fast-Elfmeter gegen Olic – den man geben kann, auch wenn der Ball gespielt wird, Kopfballchance von Mathijsen kurz vor Schluss). Doch dann hab ich im DSF die Zusammenfassung des ganzen Spiels gesehen und muss sagen: In Halbzeit 1 hätte es auch 2:1 für Hertha stehen können (Raffael, immer wieder Raffael). Wenn ich dann allerdings wiederum den Liveticker bei allesaussersport lese, weiß ich auch nicht mehr so recht, was ich da jetzt glauben soll. Da ist von Harmlosigkeit von Hertha die Rede (in Halbzeit 1), sowie von Ratlosigkeit. Auch wird Hertha der Versuch abgesprochen, Tempo machen zu wollen. Im DSF hörte sich das so an: “Es spielte nur noch Hertha.”
Aus diesem Grund bin ich immer vorsichtig mit solchen Aussagen und Bewertungen der Leistungen anderer und auch meiner Mannschaften. Aber wenn mir in dieser Saison nochmal drei Leute mit diesem Glücks- und Dusel-Geschwafel “meiner” Hertha kommen, dann platzt mir wahrscheinlich irgendwann der Kragen. Ich will einfach nicht jedes Mal erklären müssen, dass das bei 13 Siegen mit einem Tor Unterschied (die der HSV übrigens auch hat) halt kein Glück ist. Und deshalb hoffe ich, wie ich es noch nie gehofft habe, dass die Jungs in den letzten Spielen noch einmal alles aus sich herausholen, um all diesen (sorry) Blinden die Augen zu öffnen.
@Daniel: Schau doch einfach das nächste mal das komplette Spiel, dann solltest Du doch wissen, ob und wenn ja welche Zusammenfassung richtig lag (keine) )
Lieber Enno, zur “rituellen Selbstmontage”:
Im Wesentlichen dürfte Dir da mein Kommentar sauer aufgestoßen sein. Ich habe mich sehr gefreut, mit diesem Blog und den hier Schreibenden und Kommentierenden endlich mal auf Hertha-Fans gestoßen zu sein, die mir die Existenz des Gegenteils meines Klischees belegen zu scheinen.
Ich habe mich am Sonntag wirklich sehr darüber aufgeregt, dass sich Menschen aus purer Lust an der Provokation in eine Kneipe setzen, in der sich dezidiert die HSV-Fans der Region zusammenfinden, um ihren Verein anzufeuern. Und wie das bei Fans so ist: Sie fiebern und leiden mit. Und wenn dann andere Leute in Deinem Nacken dieses Mitfiebern höhnisch Dauerkommentieren, anstatt lieber selbst das Spiel in einer Hertha-Kneipe ihrer Wahl zu schauen, dann befremdet das doch sehr.
Und leider war es so wie häufig (zum Beispiel neulich nach dem Herthaspiel gegen die BVB, als ein Herthaner meinen Bruder ohne Vorwarnung an der S-Bahn umrammte, weil er ein BVB-Trikot trug): Ich drehe mich um und die Typen, die da nölen und provozieren sehen leider – wieder einmal – so aus wie das Klischee mit Bürstenhaarschnitt.
Ich entschuldige mich hiermit förmlich, wenn ich mit meiner Wut Herthaner beleidige, die ganz offensichtlich wie hier den Fußball lieben und ihre Hertha. Aber die beschriebene Bürstenhaarschnittsorte nehme ich von dieser Entschuldigung aus.
Liebe Grüße unter Fußballfans
moz
P.S.: Ja, es gibt auch ziemlich viele Spacken unter den HSV-Fans. Um dieser Diskussion jetzt gleich vorzubeugen.
@moz:
“Spacken” wie du schon richtig sagst sagst, gibt es bei jedem Fussballverein.
Grade aus diesem Grund, erachte ich es für total unnötig in die Richtung Fans der gegnerischen Mannschaft zu schießen. Du kannst doch nicht mit dem Finger auf die einen zeigen, während es vor deiner eigenen Haustür ähnlich ausschaut, oder?
Die Aussagen von Nicole Pleitegeier richten sich an alle Herthafans, die die Bahn als Trikotsponsor haben (Schande!) und es wagen in ihrem ICE zu fahren.
Dass du jetzt um die Ecke kommst und von deinen persönlichen Negativerlebnissen mit Herthanern berichtest, verstehe ich nicht. Und das, obwohl du es in deinem letzten Satz kapiert zu haben scheinst…
@felix: Schade, dass Du nicht kapieren willst, dass manche Pauschalverurteilung die Summe vieler, sich immer und immer wiederholender Negativerlebnisse sein kann. Das habe ich leider eben so erlebt. Und mir bleibt das Recht, erklären zu wollen, dass ich mit meinen Klischees nicht auf die Welt gekommen bin, sondern die irgendwo auch ihren Urspung haben. Ob Dir das passt oder nicht.
Im übrigen: Ich dürfte nicht mal dann auf “die” zeigen, wenn es vor meiner Haustür anders und blütenrein aussähe, oder? Da verstehe ich Deine Logik nicht ganz.
Ansonsten wünsche ich noch eine erfolgreiche Saison!
@moz
Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich das natürlich getan. Nur manchmal muss ich halt arbeiten oder habe andere Verpflichtungen. Und da ich nicht so wie Enno (hoffentlich verwechsle ich euch jetzt nicht) einen HerthaTV-Account habe, auf dem ich mir nachher das komplette Spiel nochmal angucken könnte, muss ich mich halt mit den Spielberichten aus Fernsehen und Internet zufriedengeben. Aber danke für den Tipp
Darfste schon. Nur ich finde so etwas unanständig und mache das auch nicht.
Ok wir kommen nicht mehr zusammen. Eine schöne, spannende Restsaison noch.
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