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Nachgefragt bei Hirngabel

Morgen geht es für Hertha BSC gegen den VfB aus Stuttgart, den ich diese Saison eigentlich kaum mehr beachtet hatte. Bis er dann auf einmal im oberen Drittel der Tabelle auftauchte und ich mich fragte: Was, die spielen auch noch mit? Vor dem Rückspiel musste ich mich also mit frischen Informationen versorgen, die ich gerne mit euch teile. Dazu habe ich mich an Hirngabel gewandt und ein Interview über Mario Gomez, Yildiray Bastürk und Markus Babbel, bzw. über Ambitionslosigkeit, echte “Zehner” und den Stuttgarter Masterplan geführt. Wie bereits gewohnt, haben wir ein Doppel-Interview geführt, sodass ihr Hirngabels Fragen über Hertha nebenan lesen könnt.

Enno: Hallo Hirngabel, am Samstag ist der Spitzenreiter Hertha BSC zu Gast beim VfB Stuttgart, eine der besten Mannschaften der Rückrunde. Ich muss sagen, dass ich den VfB diese Saison ziemlich schnell aus dem Blick verloren habe und erst langsam realisiere, dass unter Babbel ein ziemlicher Erfolg eingesetzt hat. Zwar gab’s gegen Bremen eine heftige Klatsche, aber dieses Spiel ausgenommen, hat die Mannschaft noch beachtliches geleistet. Was erwartest du noch für diese Saison?

Hirngabel: Stimmt, nimmt man das Spiel gegen Bremen aus der Wertung, dann ergibt sich zumindest für die “Ära Babbel” ein durchaus positives Bild, vor allem wenn man die reinen Bundesligaergebnisse betrachtet. Nimmt man aber die jüngste Klatsche an der Weser, das desaströse Pokal-Aus gegen Bayern, sowie das unter dem Strich verdiente Ausscheiden aus dem UEFA-Cup mit hinzu, dann sieht die Bilanz doch nicht mehr ganz so positiv aus. Dementsprechend sehe ich die Aussichten für den VfB eher verhalten optimistisch, zumal auch das restliche Programm der Rückrunde noch einige große Herausforderungen bergen wird. Wenn ich mich festlegen müsste, dann hoffe ich einfach mal, dass wir Platz 6 für den Rest der Rückrunde halten können. Das mag dann unter Umständen sogar fürs internationale Geschäft reichen.

Enno: Glaubst du denn, dass der VfB unter diesen Umständen seine Torversicherung, Mario Gomez halten kann? Und was macht der VfB, wenn er geht?

Hirngabel: Werden wir Fünfter, dann wird Gomez bestimmt noch ein Jahr bleiben, um dann im WM-Jahr den großen Durchbruch und Karriere-Fortschritt in die europäische Bel Etage zu vollziehen. In meiner kleinen Fan-Welt bilde ich mir zumindest ein, dass Gomez insofern ein solider Mensch ist, dass es ihm durchaus reicht, sich noch ein Jahr im heimischen Ambiente des VfB weiterzuentwickeln. Sollten wir aber tatsächlich den UEFA-Cup nicht erreichen, dann wird es sicherlich schwer bis unmöglich sein, Gomez zu halten. Der Junge hat einfach so viel auf dem Kasten und eine dermaßen unfassbare Erfolgsquote in den vergangenen zwei Jahren, dass er ganz sicher bei einem Top-Klub international spielen will. Allerdings hat diese Qualität immerhin seinen Preis und ich denke, dass es realistisch ist, wenn wir 25 Mio.€ für ihn bekommen werden. Für dieses Geld ist ein halbwegs adäquater Ersatz und zudem eine weitere Verstärkung des Kaders auf jeden Fall möglich. Hinzu kommt die Gewissheit, dass wir auch nach dem Abgang Kuranyis, den Qualitätsverlust schnell mit einem Talent aus der eigenen Jugend aufgefangen haben – mit eben jenem Gomez.

Enno: Was hat der VfB für Ambitionen? Auffällig ist ja, dass die Stuttgarter mal den Titel gewinnen oder sich für die Championsleague qualifizieren, um dann aber wieder eine Gurken-Saison zu spielen. Es fehlt also an Konstanz, was ja angesichts einer guten finanziellen Situation und einer bekannt soliden Nachwuchsarbeit ziemlich verwundert. Wird das Auf und Ab die einzige Konstante oder gibt es einen “Masterplan” für die kommenden Jahre?

Hirngabel: Sicherlich ist die finanzielle Situation ordentlich, aber auch wiederum nicht so, dass wir auf Rosen gebettet wären. Wichtig war in dem Zusammenhang auf jeden Fall, dass die wirtschaftliche Gesundung in der Post-Mayer-Vorfelder-Ära exzellent vorangetrieben wurde – was nun den sportlichen Aspekt angeht, da triffst Du mit der Frage nach der fehlenden Konstanz durchaus einen wunden Punkt. Obwohl, so wund nun auch wieder nicht, denn zumindest ich habe mich halbwegs damit arrangiert, dass es bei uns ein ständiges Auf und Ab gibt. Das ist zwar nicht völlig befriedigend, aber um es auf einen Punkt zu bringen: Ich werde lieber einmal Meister und danach wieder 5.-12., als wie Leverkusen oder Schalke über Jahr(zehnt)e hinweg knapp hinter der Spitze her zu hecheln. Außerdem wurden wir in jedem der letzten drei Jahrzehnte einmal Meister. Wenn wir das beibehalten können, dann bin ich schon halbwegs zufrieden. Klingt vielleicht ein wenig unambitioniert, aber ich bin was das angeht recht genügsam.

Enno: Als Fan von Hertha BSC verfolge ich die Entwicklung von Yildiray Bastürk mit einigem Interesse, hielt ich seinen Wechsel zum VfB damals für einen großen Verlust für Hertha BSC. Bisher hat er in der Stuttgarter Mannschaft allerdings überhaupt keinen Eindruck hinterlassen können, geschweige denn dem Spiel “seinen Stempel aufdrücken” können. Wird es noch etwas mit Yildiray oder scheitert der VfB auch in Zukunft bei der Suche nach einem Spielgestalter?

Hirngabel: Ach ja, “Der VfB und die Suche nach dem Zehner” – das ist wirklich so eine Geschichte für sich. Ich glaube, seitdem wir Balakow und das “Magische Dreieck” hatten, besteht in Stuttgart der innere Drang immer wieder ein ähnliches Kreativgenie für die Zentrale zu finden. Leider ist aber seitdem (und auch schon davor) eigentlich ein Flop nach dem anderen an den Neckar gekommen und dann auch bald wieder gegangen. Auch bei Bastürk sehe ich, wenn ich ehrlich bin, keine Zukunft im Schwaben-Dress. Was wirklich schade ist, da ich an ihn eigentlich auch gewisse Erwartungen hatte. Aber ähnlich wie bei Simak kamen dann dauernd Verletzungen in die Quere, die eine wirkliche Integration ins Spiel verhinderten. Wenn ich allerdings ehrlich bin, dann traue ich dem Tschechen eher zu in Zukunft noch eine tragende Rolle fürs VfB-Spiel zu übernehmen als Yildiray. Abgesehen davon, denke ich aber, dass wir in unserem Mittelfeld auch ohne die Problemkinder ein ausreichend großes Potential haben und gerade mit Timo Gebhart einen Spieler verpflichtet haben, von dem ich mir nach den Eindrücken der U19-EM im letzten Jahr so einiges erwarte. Dazu haben wir ja mit Khedira, Hilbert und Hitzlsperger eine Vielzahl an Spielern, die schon ihr Können unter Beweis gestellt haben. Und auch mit Lanig und dem nun auftrumpfenden Ex-Sorgenfall Elson sind noch zwei Spieler dabei, die ein Spiel mitprägen können. Lediglich der unumstrittene Leader geht den Stuttgartern etwas ab – ich erhoffe mir da aber von meinem Lieblingsspieler Khedira, dass er diese Rolle in Bälde ausfüllen können wird.

Enno: Die abschließende Frage widmet sich wie immer dem kommenden Spiel. Wie wird der VfB auf die defensive Ausrichtung und die stabile Defensive von Hertha BSC reagieren? Rechnest du dir für die Stuttgarter Chancen auf einen Sieg aus?

Hirngabel: Chancen sehe ich für Stuttgart auf jeden Fall, die Hertha zu besiegen. Alleine schon, weil das Hinspiel nur sehr unglücklich verloren ging. Besonders gespannt bin ich aber, wie das Team die nun erste Bundesliga-Niederlage verkraftet hat. Am liebsten wäre mir, dass wir mit einem oder zwei frühen Toren in der ersten Halbzeit, Euch soweit aus der Reserve locken können, dass ihr nicht das gewohnte, kühl kalkulierte und temporeiche Konterspiel aufziehen könnt. Allerdings befürchte ich dass es insgesamt auf ein eher schmuckloses Spiel hinausläuft, in dem ein Tor über Wohl und Wehe entscheidend – wenn denn überhaupt eins fällt. Immerhin sind mittlerweile fast alle wieder gesund, so dass wir zumindest personell gut aufgestellt sein dürften. Und um Dich nicht zu enttäuschen, ringe ich mir ganz vorwitzig und im Brustton der Überzeugung auch einen konkreten Tipp ab: 1:0 für Stuttgart.

Enno: Vielen Dank für das interessante Interview, ich wünsche uns beiden ein ebenso spannendes und unterhaltsames Spiel.

→ Lest nun Hirngabels Fragen über Hertha BSC

Fotos: pipebär, Meisterschaft2007, arneak und robert.molinarius

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2 Kommentare

  1. Erstellt am 22. März 2009 um 01:06 | Permanent-Link

    25 Mio. Euro für Gomez?! Wer soll die denn zahlen?
    Für 10 bis 12 Mio. zum FC Bayern, würde ich tippen.
    Ma’kucken.

  2. Erstellt am 22. März 2009 um 13:31 | Permanent-Link

    10-12 Mio. für den besten, konstantesten und erfolgreichsten Stürmer Deutschlands der vergangenen rund 2.5 Jahre halte ich für völlig unter Wert. In Anbetracht dessen, was sonst so aufgerufen wird für mediokre Spieler, halte ich einen Betrag über 25 Mio. schon für realistisch – WENN er ins Ausland geht.
    Und das halte ich für unvermeidbar. Glaube nicht, dass er sich mit Klose und Toni, um die Positionen prügeln will.

Ein Trackback

  1. Von links for 2009-03-20 | Du Gehst Niemals Allein am 20. März 2009 um 13:05

    [...] Nachgefragt bei Hirngabel | Welt Hertha Linke "In meiner kleinen Fan-Welt bilde ich mir zumindest ein, dass Gomez insofern ein solider Mensch ist, dass es ihm durchaus reicht, sich noch ein Jahr im heimischen Ambiente des VfB weiterzuentwickeln." (tags: gomez vfbstuttgart blog bundesliga) [...]

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