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Nachgefragt bei Blog5

Bielefeld ist Realität. Es gibt diese Stadt. Ich muss es wissen, schließlich lebe ich nun schon 4,5 Jahre an den Hängen des Teutoburger Waldes und die ortsansässige Arminia spielt seitdem auch in der ersten Bundesliga. Am Freitag kommt mich mein Herzensverein endlich mal wieder im Exil besuchen. Hertha BSC ist zu Gast bei Arminia Bielefeld. Anlässlich dieser Partie habe ich mich vertrauensvoll an die Blogger-Kollegen Sascha und Hippo von Blog5 gewandt. Herausgekommen ist ein Interview über Stehplätze, Biotope und Heimkehrer. Und natürlich haben wir auch über die anstehende Partie gesprochen. Den ersten Teil des Interviews lest ihr hier. Die Fortsetzung gibt es dann nebenan.

Bielefelder Alm, ungern auch: Schüco Arena

Bielefelder Alm, ungern auch: Schüco Arena

Enno: Sascha und Hippo, am Freitag empfängt die Arminia auf der ehemaligen Bielefelder Alm die Hertha aus Berlin. Die Arminia steckt nach der Hinrunde mal wieder verlässlich knietief im Abstiegskampf. In Ostwestfalen bleibt es dieses Jahr jedoch erstaunlich ruhig. Woran liegt’s?

Blog5: Zunächst einmal ein paar Richtigstellungen: Es heißt Bielefelder Alm und nicht ehemalige Bielefelder Alm. Denn sie steht ja nach wie vor in Bielefeld. Und Knietiefes-Im-Abstiegskampf-Stecken beginnt bei uns eigentlich erst am drittletzten Spieltag auf Platz 17 mit einem Punkt Vorsprung auf den Letzten, dessen Sonntagsspiel wir noch abwarten müssen. Deshalb ist es dieses Jahr so ruhig bei uns. Ruhig bliebe es dieses Jahr übrigens auch im ‘richtigen’ Abstiegskampf, weil nach den ganzen Abfindungen für Middendorp und Saftig kein Geld für neues Personal da ist.

Enno: Geld dürfte auch der Ausbau der Bielefelder Alm gekostet haben. Die neue Tribüne ist fertig, was mir als Exil-Berliner in Bielefeld leider die Möglichkeit genommen hat, regelmäßig für knapp 10 Euro auf Höhe der Mittellinie Bundesliga-Fußball zu sehen. Bei nur zwei Heimsiegen in dieser Saison kann man allerdings auch noch nicht unbedingt von einem sportlichen Vorteil sprechen. Was haltet ihr von dem Ausbau?

Auf der Bielefelder Alm

Auf der Bielefelder Alm

Blog5: Ach, wenn die Tribüne immer voll wäre, dann hielte wir schon einiges davon – auch wenn wir zwangsumgesiedelt wurden von unserem Block 5 (Namensgeber unseres Blogs) in den Block 2 – der Verein muss ja mittel- bis langfristig auch international wettbewerbsfähig bleiben  ;)   Aber so ist die Situation sehr, sehr schade. Für 10 Euro auf Mittellinienhöhe stehen war super und in der Liga einmalig. Wenn man einen Rang der neuen oder einen Teil der alten Haupttribüne zu Stehplätzen umwandelte, dann wäre eigentlich alles optimal. Deine Vermutung trifft übrigens sicherlich zu: Geld dürfte der Ausbau gekostet haben. Allerdings kommt das Geld von den Fans (“Bau auf Blau”) und nicht vom Staat. Apropos: Wie gefällt es dir eigentlich im Olympiastadion? Unseres Wissens gibt es dort gar keine Stehplätze. Dir müsste es deshalb doch auf der Alm trotz allem besser eigentlich viel besser gefallen?

Enno: Also das Olympiastadion ist zwar architektonisch wirklich sehenswert und wird ja auf Staatskosten permanent umgebaut. Aber es ist einfach keine reine Fußball-Arena, weshalb es einige Stadien gibt, in denen der Fußballbesuch mehr Spaß macht. Die Alm gehörte bis zum Umbau sicherlich auch dazu. Ein Problem ist den beiden Stadien allerdings gemein: Sie sind selten ausverkauft und dann ist natürlich auch die Stimmung mau. Was die Stehplätze angeht, ist es halt so, dass trotzdem gestanden wird. Zumindest in der Ostkurve. Man bezahlt zwar zwangsläufig die Sitze, aber welcher engagierte Fußball-Fan kann schon sitzen bleiben? Unter den jetzigen Bedingungen gefällt mir die Alm nicht unbedingt besser. Früher, als ja sowieso alles besser war, da hatte die Alm schon etwas besonderes. Wenn man einmal davon absieht, dass dort für mich nicht der richtige Verein zuhause war. In Bielefeld dürften sich dagegen die beiden Ex-Herthaner Thorben Marx und Arthur Wichniarek ziemlich heimisch fühlen. Was ist das besondere am ostwestfälischen Biotop?

Block 5 und 6 der Bielefelder Alm, leider mittlerweile abgerissen

Block 5 und 6 der Bielefelder Alm, leider mittlerweile abgerissen

Blog5: Wenn wir den Begriff Biotop mal als geschützten Lebensraum verstehen, dann ist ganz offensichtlich, was Familienmenschen wie Artur und Torben Marx so an Ostwestfalen schätzen: Hier können ihre Kinder Schmetterlingen hinterherlaufen und Vogelstimmen erraten. In Berlin müssen sie Angst haben, daß Sido den Kindern Waffen verkauft, Bushido ihnen Drogen andreht oder – noch schlimmer – daß Mario Barth ihnen Witze erzählt. Das ist auch die einzige uns verständliche Erklärung, warum Arne Friedrich nicht längst zurückgekehrt ist: Er hat unseres Wissens keine Kinder. Doch die Frage bleibt: Was hält Arne Friedrich bloß in Berlin? Es muss ja nicht unbedingt Bielefeld sein, aber es gibt doch attraktivere Karrierestationen als einen Verein, der grau ist wie das Haar einer alten Dame, in einer grauen Stadt beheimatet ist und in einem grauen Stadion in den letzten Jahren stets im grauen Ligamittelfeld spielte.

→Lest die Fortsetzung des Interviews auf Blog5…

Fotos: hertobe

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18 Kommentare

  1. Felix
    Erstellt am 5. Februar 2009 um 09:51 | Permanent-Link

    Herzlichen Glückwunsch zum Trackback der “Zeit”! Lass’ die Korken knallen, Enno. :)

  2. Kathy
    Erstellt am 5. Februar 2009 um 12:03 | Permanent-Link

    Ui, Glückwunsch auch von mir!!
    Das Interview ist klasse, auch das mit Blog-G hat mir gut gefallen, wird das jetzt Tradition? Ich würd mich freuen…

    Ich werde morgen auch in Bielefeld sein, befürchte allerdings das schlimmste. Diese greuliche, schauderhafte Verletztenmisere zehrt an meinen Nerven. Mein sehnlichst erhofftes Comeback von Kacar ist geplatzt, jetzt fällt womöglich auch noch der Kapitän aus… es ist haarsträubend. Die Bilanz sieht auch nicht gerade rosig aus (normalerweise lege ich ja auf sowas keinen Wert, aber wenn schon negativ denken, dann richtig) und der Sieg der Aminen in Bremen setzt meinem Pessimismus die Krone auf.
    Ich hoffe, ich werde Lügen gestraft.

  3. Erstellt am 5. Februar 2009 um 12:48 | Permanent-Link

    Ich versuche, diese Interviews regelmäßiger zu machen. Aber das ist immer sehr zeitaufwändig und da müssen schon beide die zeitlichen Ressourcen haben. Ich werde also nichts versprechen. Es freut mich jedoch sehr, dass diese Art der Vorberichterstattung Anklang findet.

    Tja, das verlinkt sogar die “Zeit”. Heißt aber nichts, denn der Zeit-Blog scheint so gut wie nicht besucht zu werden. Bisher ein Besucher (in Zahlen 1) kam von daher. Ich lass den Schampus lieber noch zu… ;-)

  4. Konnopke
    Erstellt am 5. Februar 2009 um 16:10 | Permanent-Link

    “aber es gibt doch attraktivere Karrierestationen als einen Verein, der grau ist wie das Haar einer alten Dame, in einer grauen Stadt beheimatet ist und in einem grauen Stadion in den letzten Jahren stets im grauen Ligamittelfeld spielte.”

    Und sowas müssen wir uns von Bielefeldern gefallen lassen?
    Bisher hatte ich großen Respekt vor den Arminen, aber dieses Gesülze, dass jeder in der Republik nachplappert ist echt unerträglich.

    Enno, du hast die Chance verpasst zu kontern! Liegt aber wahrscheinlich daran, dass du dich nicht über deine aktuelle Heimat auf Zeit lustig machen wolltest…

    P.S. Den Nutella-Arne könnt Ihr gerne zurückhaben. Diesen überbezahlten Schwiegermutters-Liebling & Antifußballer konnte ich noch nie leiden.

  5. Erstellt am 5. Februar 2009 um 18:07 | Permanent-Link

    Konnopke, die Sache liegt etwas anders. Ich hatte zu dem, was die Blog5er über Berlin sagen, einen Absatz geschrieben. Allerdings habe ich ihn nicht geantwortet, sondern gelöscht, weil ich das Gefühl hatte, dass das Interview sonst in ein Stadt-Bashing ausgeufert wäre. Und das fände ich dann verschwendete Energie, weil es ja um Fußball gehen sollte und nicht um die Städte. Ich denke, da muss man in solchen Situationen auch mal drüber stehen können. Und ein wenig hast du auch recht, dass ich mir Bielefeld ja nicht künstlich schlecht reden muss, nur um zu beweisen, dass Berlin so eine tolle Stadt ist. Das nämlich wissen die Bielefelder alles selbst am besten, wollen die meisten doch am liebsten nach Berlin, Köln oder Hamburg ziehen, weil sie dort Freunde kennen und schon richtig tolle Tage und Nächte dort erlebt haben. In jedem Angriff steckt also eine ostwestfälisch-charmant verpackte Anerkennung. Da muss man gar nicht gegen angehen. Das habe ich in den letzten vier Jahren gelernt.

  6. Erstellt am 5. Februar 2009 um 19:00 | Permanent-Link

    Souverän! :D

  7. spreekicker
    Erstellt am 5. Februar 2009 um 20:40 | Permanent-Link

    ist schon ein phänomen, mit dieser republikweiten hertha-aversion, welche meist gar nicht begründet wird, bzw. mit unsachlichen argumenten und ganz selten auch mal fundiert formuliert wird.
    da es mich als maobiter inzwischen in einen sogenanten szenebezirk verschlagen hat, stehe ich in regen kontakt zu zugezogenen, welch sehr oft trotz ihrer akademischen bildung und ihrem lebensmittelpunkt meinen aus prinzip über hertha herziehen zu müssen.

    ich denke das übel hat eine ur-grundsache, diese liegt in der relativ bundesweit anzutreffenden tristetesse und der (un-)bewussten einsicht, dass es in berlin eben nicht so ist. dann sucht man sich einfach einen markanten “schwachpunkt” aus und kann sich dadurch etwas höher stellen. ich weiß nicht wie these ankommt aber ich meine es sind auch minderwertigskeitkomplexe im spiel, bzw. überzogenes festhalten an der eigenen heimat, wenn man so fern und allein von ihr ist und es noch zwei monate bis weihnachten hin sind.

    wie soll man sonst die grau-lichen vorwürfe aus blog5 verstehen?
    ich kanns einfach nicht mehr hören, außerdem ist bilefeld “objektiv” klein.
    habe mal von einer toppraktikumsstelle mit guter bezahlung in bielefeld gehört, welche der erfolgreich durchs assesmentcenter geschleuste “gewinner” dann mit dem verweis “ach das ist in bielefeld” dann kategorisch ablehnte…

    bitte kritisiert mich für meine these, welche vielleicht zuletzt gar auf “neidvorwurf” basiert aber bringt mir andere ansätze für dieses einzigartige phänomen, wenn man einen nichtberliner mit der phonetischen buchstabenfolge ha eh ähr tee ah konfrontiert.

  8. Erstellt am 6. Februar 2009 um 08:04 | Permanent-Link

    Spreekicker, ich stimme dir zu. Es sind diejenigen, die gerne nach Berlin wollen, aber nicht können, dürfen oder nicht die Traute haben, sich auf den Weg zu machen. Diejenigen suchen dann tatsächlich nach einem Schwachpunkt (Sido, Gewalt, mangelnde Lebensqualität, manchmal halt auch Hertha…), um ihr Verharren in der Provinz zu rechtfertigen. Das ist legitim, aber muss einen als Berliner und/oder Herthaner ja nicht verrückt machen…

  9. Erstellt am 6. Februar 2009 um 10:44 | Permanent-Link

    Ui ui ui, jetzt krieg ich’s aber dicke! Daß solch harmlose Dinge solche Reflexe auslösen können – da frag ich mich, wer da die größeren Komplexe mit sich rumschleppt. Wenn wir Bielefelder/Ostwestfalen auf das ewige “Bielefeld gibt’s doch gar nicht”, diese Provinz-’Vorwürfe’ (“Biotop”) und “Arminia hat in der ersten Liga nix zu suchen” so eingeschnappt und wenig selbstironisch reagieren würden, dann könnten wir uns ja gleich nen Strick nehmen. Ich gönne es euch jedenfalls von ganzem Herzen in der großen Weltstadt zu leben, widerspreche aber bei “Es sind diejenigen, die gerne nach Berlin wollen, aber nicht können, dürfen oder nicht die Traute haben, sich auf den Weg zu machen.” Dann doch lieber ne Nummer kleiner und Hamburg.

  10. Erstellt am 6. Februar 2009 um 12:18 | Permanent-Link

    Guter Konter!

    Um eventuell entstandene Missverständnisse auszuräumen, möchte ich noch kurz festhalten, dass meine allgemeinen Aussagen über Bielefelder nicht gegen euch gerichtet sind. Schließlich kenne ich euch ja gar nicht so gut, als dass ich euch das unterstellen würde. Ich redete eher von meinen Erfahrungen mit Ostwestfalen, die ich besser kennen lernen konnte. Und um es auch noch anzumerken: Es gibt natürlich auch andere, die das ganz entspannt sehen.

  11. spreekicker
    Erstellt am 6. Februar 2009 um 13:07 | Permanent-Link

    @ enno

    war “guter konter!” auf den vorherigen text bezogen oder war das eine ankündigung für deinen post? :-)

  12. Erstellt am 6. Februar 2009 um 13:55 | Permanent-Link

    Äh, auf den vorherigen Text war das bezogen. Die andere Möglichkeit verstehe ich grad nicht…

  13. spreekicker
    Erstellt am 6. Februar 2009 um 18:52 | Permanent-Link

    ich wollte dir nur spaßhaft unterstellen, dass du anhand eines übersteigerten selbstbewußtseins ankündigst, dass du selber gleich gut kontern wirst und alle sich schon mal warm anziehen sollen.

  14. Erstellt am 6. Februar 2009 um 18:54 | Permanent-Link

    Mein Selbstbewusstsein ist sogar dermaßen übersteigert, dass ich das gar nicht mehr nötig habe! ;-)

    Und jetzt mach ich mich auf den Weg zum Spiel!

  15. Konnopke
    Erstellt am 9. Februar 2009 um 17:49 | Permanent-Link

    So, also eure Minderwertigkeitskomplex-Theorien möchte ich nicht unterstützen.

    Ich war einfach nur sauer über den Satz, weil er unreflektiert und unwissend daher kam und ich von den Arminen mehr erwartet habe.

    Ich habe nun allerdings den wahren Grund ihrer Antipathie gegen uns gefunden, im 11 Freunde Saisonplaner aus Heft #81, seite 72 der Beilage.

    Dort wird Blog5 nach “Tod und Hass (zumindest aber Abneigung)” befragt:

    “…dem Regelwerk der DFL, welches für die Vergabe des Faiplay-Titels verantwortlich ist und sich wie folgt zusammenfassen lässt: Fairplaymeister können nur finanziell angeschlagene Traditionsklubs mit aus öffentlichen Kassen finanzierten 5-Sterne-Stadien werden.”

    Da schiebt jemand einfach nur Frust in Bielefeld.

    Im Übrigen liebe Blog5er, Arminia hatte 07/08 gar keine Chance die Wertung zu gewinnen:

    http://www.wahretabelle.de/wahretabelle/anti-fairplay-2007-2008.php

    Ein schadenfrohes “HAHA!!!” hierauf!
    Und am Freitag konntet Ihr auch nicht gegen uns gewinnen!
    Flachpfeifen Ihr!

  16. Hertha Fleischwurst
    Erstellt am 10. Februar 2009 um 13:05 | Permanent-Link

    Kühe Schweine Bielefeld

    • Erstellt am 10. Februar 2009 um 13:17 | Permanent-Link

      Wenn einem sonst nichts einfällt…

      Zur Info: die kleine Fleischwurst tobt sich hier gerade wild aus und wirft mit sinnfreien Beleidigungen um sich. Wenn es denn sein muss…

  17. Dorftrottel
    Erstellt am 13. Februar 2009 um 19:33 | Permanent-Link

    http://www.zeit.de/2009/08/KA-Mittelstueck-Suhrkamp

    “Mir ergibt sich folglich jedes Mal, wenn ich in der offenen, gelassenen, modernen Stadt Berlin bin, die Atmosphäre urtiefster Provinzialität, im Grunde sind sogar die Ockstädter, die ich kenne, Weltbürger gegen all meine Berliner. Die Berliner sind sofort desorientiert, wenn sie der Welt begegnen, der Welt, die nicht Berlin ist und mit der sie nichts anfangen können, und einem Leben, das ihnen unführbar vorkommt wie einem jedem Dörfler das Leben in der großen, weiten Welt, die hinter dem Dorfschild beginnt.

    Berlin ist eine Kunstwelt, die auf ähnlichen Ängsten gründet wie die Dorfwelt, nämlich auf der Angst vor dem da draußen, also vor, sagen wir, Paderborn, Münster, Freiburg.”

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