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Maurer-Meister

Der Kaiser schimpft. Und zwar nicht nur über das hauseigene Kasperletheater (Cleansmann wurde heute gefeuert), sondern auch über Hertha (und das ist ja unser Thema):

Das war typisch Hertha. Sie spielt keinen attraktiven Fußball, aber sehr effizient. Mit einer Tordifferenz von plus acht kämpft man sonst gegen den Abstieg. Hertha ist damit Zweiter – ich glaube, das ist Weltrekord. (…) Das kann nicht die Strategie der Zukunft sein. Einen Maurer-Meister will keiner sehen.

Einen Maurer-Meister will also keiner sehen. Lieber Franz, das ist aber ein denkwürdige Aussage! Denn die armen Maurer gehen nicht nur einem anstrengenden und schmutzigen Gewerbe nach, sondern werden darüber hinaus auch noch schlecht für ihre harte Arbeit bezahlt. Deswegen nennt man sie auch working poor. Sie bleiben arm, trotz Arbeit. Bei Franz ist das ja umgekehrt: er bleibt reich, trotz Arbeitslosigkeit. Nachdem ich die moralische Fragwürdigkeit des Kommentars benannt habe, lohnt es sich nun aber doch, diesen Vergleich einmal näher zu beleuchten: Hertha, die alte Maurertruppe.

Man muss das wohl aus der Münchner Perspektive eines Kaisers sehen: Da sitzt man mal wieder zusammen bei einem Trauer-Bankett und dann platzt eine Truppe Maurer in feinstem Arbeitszwirn herein. Sie machen nicht nur alles schmutzig, versauen die Couch-Garnitur, nein, sie räumen auch noch das Buffet leer, killen die Getränke-Vorräte und hinterlassen einen Saustall, den der Gastgeber ganz allein wieder aufräumen darf. Und so macht die Maurer-Truppe das bei jeder Party, in der sie unangemeldet hineinplatzen. Dagegen serviren die Maurer auf ihren eigenen Parties nur trocken Brot und Leitungswasser. Freude bei den Gästen bleibt in der Regel aus. Ungefähr so, wie die Maurertruppe sich auf Parties verhält, spielt Hertha diese Saison Fußball. Es ist dann schon verständlich, dass niemand einen Maurer-Meister sehen will.

Aber der Vergleich ist noch an anderer Stelle instruktiv: Hertha ist nämlich auch ein working poor. Keines der Teams erbeutet so viele Punkte pro eingesetzter Millionen (Stand Herbst. Dürfte aber immer noch aktuell sein). Mit bescheidensten Mitteln erarbeitet sich Hertha die Punkte. Sven Goldmann – ein ansonsten gern gescholtener Journalist – stellt im Tagtesspeichel nämlich ganz treffend fest, dass Hertha zwar vor dem Tor durchaus effizient ist, aber ansonsten in erster Linie eine Arbeitertruppe ist, die schuftet, schuftet, schuftet. Hertha BSC verrichtet Schwerstarbeit auf dem Platz und liegt in dieser Wertung ganz dicht bei der Berufsgruppe der Maurer. Allerdings wird Hertha mit Punkten durchaus auch belohnt und kann daher nicht wirklich als working poor bezeichnet werden.

Darüber hinaus ist es ja so, dass Hertha nicht einfach nur stumpf eine Mauer bauen würde. Nein, die Mannschaft versteht es mittlerweile unter der Anleitung des Bauherrn Favre sehenswerte Defensiv-Kunststücke zu fabrizieren. Der Baumeister selbst, nennt dies “Polyvalenz”, die Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Maurer und Steinhauer würde hier wohl eher zwischen gotischen, märkischen oder schlesischen Mauerverbänden unterscheiden. Jedenfalls haben wir exklusiv einen Blick in Lucien Favres Trainingsfibel werfen können und präsentieren ein paar Illustrationen aus dem Kapitel  “Betonierte Defensive”:

Ich finde es wirklich beeindruckend, was unsere Maurer-Truppe derzeit wieder leistet. Sicher ist das nicht schön anzusehen, aber für Spektakel in der Liga sind Bremen und Leverkusen verantwortlich. Hertha BSC holt die Punkte und muss sich auf Grund der klammen, finanziellen Situation auch nicht dafür rechtfertigen, dass kein Spektakel geliefert wird. Allerdings wurde uns nun – quasi von höchster, amtlicher Stelle – bestätigt, dass Hertha BSC mit dieser Art des Spiels keine Freunde gewinnen wird. Niemand will einen Maurer-Meister sehen! Ich denke, das macht nichts, solange die Punktausbeute stimmt.

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14 Kommentare

  1. Erstellt am 27. April 2009 um 14:08 | Permanent-Link

    tut mir leid, leverkusen ist nicht einmal mehr fürs spektakel verantwortlich :(

  2. Erstellt am 27. April 2009 um 15:43 | Permanent-Link

    Wow Enno, das ist der Artikel des Jahres!
    Auf, dass sich die Maurertruppe bis Spieltag 34 ein Podest am Roten Rathaus gezimmert hat…

    Wenn nicht, isses auch nicht weiter schlimm. Denn das Fundament ist schon fertig. Darauf kann man im Spätsommer im wahrsten Sinne des Wortes “aufbauen”, um sich irgendwann (in ferner Zukunft) auch den Respekt des Kaisers abzuholen.

  3. Steuer
    Erstellt am 27. April 2009 um 21:29 | Permanent-Link

    LOL :D

  4. andreas
    Erstellt am 28. April 2009 um 12:56 | Permanent-Link

    Danke für den tollen Artikel. Voll getroffen. :o ))

  5. Lukas [Werbelink entfernt]
    Erstellt am 28. April 2009 um 12:58 | Permanent-Link

    Echt die Härte, aber Hut ab vor deiner Kreativität.

  6. rakeback [Werbelink entfernt]
    Erstellt am 28. April 2009 um 13:47 | Permanent-Link

    solange der Kaiser schimpft macht Hertha alles RICHTIG ;)

  7. Erstellt am 28. April 2009 um 18:00 | Permanent-Link

    Es freut mich, dass ihr den Artikel passend findet!

    @Lukas @rakeback
    Eure Werbelinks haben keine Chance auf dauerhaften Bestand. Nächste Mal füttere ich die Blacklists mit euren Kommentaren. Und zwar nicht nur meine. ;-)

  8. Erstellt am 28. April 2009 um 19:42 | Permanent-Link

    “Mit einer Tordifferenz von plus acht kämpft man sonst gegen den Abstieg. ”

    Wie witzig, Herr Beckenbauer …

    In den letzten Jahren reichte eine ausgeglichene bis leicht positive Tordifferenz für einen Platz unter den ersten Sieben der Tabelle. Und 1999/2000 beispielsweise wurde Hertha 6. mit einer Tordifferenz von minus 7. Lautern wurde damals 5. mit minus 5, Wolfsburg 7. mit minus 7 und Stuttgart 8. mit minus 3, Bremen aber nur 9. mit plus 13.

    Und die “Strategie der Zukunft”, glaube ich, haben sie gestern bei den Bayern nach Hause geschickt.

    Schöner Eintrag, Enno. Aber passt gut auf Lucien Favre auf – Beckenbauer soll ja manchmal sein Geschwätz von gestern nicht mehr interessieren.

  9. Erstellt am 29. April 2009 um 09:47 | Permanent-Link

    Ach, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Favre holen. Es sei denn, er wird mit Hertha Meister, Dieter Hoeneß bleibt kommende Saison mit allen Kompetenzen im Amt und Bayern bekommt einen Haufen Absagen. Dann, vielleicht…

    Und noch zu Beckenbauer: Was waren denn die erfolgreichsten Zeiten der Bayern: 1zu0 oder 2zu1 Siege, die sie unansehnlich verwaltet haben. Da kritisiert also genau der Richtige…

  10. Fußball Forum [Werbelink entfernt]
    Erstellt am 29. April 2009 um 18:02 | Permanent-Link

    Ach lasst die doch meckern, die sollen erstmal ihren eigenen Scherbenhaufen zusammenkehren!

    • Erstellt am 29. April 2009 um 20:09 | Permanent-Link

      Heißt du mit Vornamen Fußball und Nachnamen Forum? Ich glaube nicht. Daher habe ich den Link entfernt, siehe Kommentarregeln im Impressum.

  11. werbelink
    Erstellt am 3. Mai 2009 um 13:26 | Permanent-Link

    Sorry Enno

    Mir ist beim besten willen nicht bewußt gewesen das nur deine Freundeliste hier Kommentare mit ihren wie Du es ja ausdrückst Werbelinks wie kid klapperkasten abgeben dürfen, und bitte unterlasse das füttern von Blacklists, nicht das andere noch auf die Idee kommen im Gegenzug Backlinks aus Russen Friedhöfen für dich bereit zu stellen.

    Vielen dank und keine angst ,dein Ziel hast du erreicht, einen wirklichen Leser und Hetha Fan zu vergraulen.

    • Erstellt am 3. Mai 2009 um 20:50 | Permanent-Link

      Ja, hinterher ist es immer leicht, einen auf beleidigt zu machen. Aber lies dir einfach mal die Bedingungen im Impressum durch.

      Zum Thema Nicknames ist klar, dass ein Money-Keyword wie “rakeback” bei mir in ein bestimmtes Raster fällt. Du hast hier schon öfter kommentiert, das weiß ich. Aber immer mit diesem Keyword. Nimm deinen Vornamen oder etwas anderes, was – sagen wir einmal – neutraler ist und ich hätte deinen Link stehen gelassen.

      Es tut mir leid, wenn du tatsächlich ein regelmäßiger Leser sein solltest, der ein tatsächliches Interesse an dem Blog hat und mehr mit seinen Kommentaren will als seinen Link hier abzuladen. Nur, wie soll man das unterscheiden, wenn jemand Money-Keywords als Nickname benutzt?

      Ich bin bereit darüber mit dir zu diskutieren. Entweder öffentlich hier oder auch per Mail.

  12. Kid Klappergass
    Erstellt am 3. Mai 2009 um 21:00 | Permanent-Link

    Kid Klappergass, bitte. So viel Zeit wird ja noch sein, rakeback. Ich schätze es nicht besonders, wenn jemand, den ich nicht kenne, mit meinem Nick Spielchen macht.

2 Trackbacks

  1. [...] Kontakt « Maurer-Meister [...]

  2. [...] Black-Out nicht zu einem Tor geführt, wäre vielleicht sogar ein Sieg drin gewesen. Typisch Maurer-Meister [...]

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