Löcher im Etat sind tückisch. Denn sie treten meistens unerwartet auf. Man könnte fast meinen, dass die Finanzlöcher sich so verhalten wie schwarze Löcher. Deren Energie ist so groß, dass sie selbst das Licht aufsaugen und daher mangels Reflektion unsichtbar bleiben. Erst wenn man von ihrem Sog erfasst wurde, weiß man, dass man in ein Loch geraten ist. Nur ist es dann leider zu spät. Die Löcher – einerlei, ob nun schwarze oder finanzielle – fressen einen auf.
Was wunderten wir Herthaner uns vor kurzem noch darüber, dass Präsident Werner Gegenbauer im Frühjahr verkündet hat, dass der Personaletat um 3 Millionen Euro reduziert werden soll und darüber hinaus auch noch ein Transferüberschuss von 5 Millionen Euro erwirtschaftet werden muss. In der Folge wurden die Verträge von den Topverdienern Pantelic und Voronin nicht verlängert und der Großverdiener Simunic für 7 Millionen nach Hoffenheim transferiert. Als Ersatz kamen ablösefrei Christoph Janker und für ein wirklich kleines Geld Artur Wichniarek. Was hier oft gar nicht erwähnt wird: Hertha spart durch diese Transferpolitik einige Millionen an Gehaltskosten.
Und schon ging das Geheule los: Jetzt müsse Hertha aufpassen, dass sie nicht absteigen! Wie solle denn unter diesen Bedingungen die Meisterschaft geholt werden oder auch nur mal die Championsleague erreicht werden? Auch Lucien Favre stimmt in den Chor ein und stellt fest, dass eine Saison wie die vergangene nicht zu wiederholen sei. Usw. usf.
Lucien Favre, dessen Vertrag bis 2014 verlängert wurde, macht das aber nur, weil er sich in der Rolle des Underdogs gefällt. Und in der letzten Saison war das ja eine durchaus erfolgreiche Strategie. Und überhaupt: Die finanzielle Strategie die Hertha durch Transferüberschüsse und Etatreduzierung verfolgt und schon langfristig geplant hat, wird am Ende dafür sorgen, dass sich der Erfolg einstellt. Ich will hier nicht so euphemistisch von “gesund schrumpfen” sprechen, aber man schaue nur mal nach Frankfurt, wo sich auf einmal ein Loch aufgetan hat. Uuups! Wo sind denn die fünf Millionen hin?
Ich glaube, dass die Situation auf Grund der sportlichen und finanziellen Bedingungen zwischen Eintracht Frankfurt und Hertha BSC durchaus vergleichbar ist. Nur sieht man halt, was es für einen Unterschied macht, wenn die Vereinsführung sportlich und finanziell damit rechnet, dass sich “ungeahnte” Löcher auftun. Ehrlich gesagt, finde ich das Frankfurter Gejammer vor dem Hintergrund der strategischen Planung, die Berlin an den Tag gelegt hat, einfach nur lächerlich. Denn im Gegensatz zu schwarzen Löchern sind Etatlöcher für Experten durchaus frühzeitig erkennbar. Nur naive oder inkompetente Manger müssen sich über die “plötzlich aufgetauchten” Finanzlöcher wundern.
Was ich mit dem Vergleich sagen will: Wir sollten uns darüber freuen, dass Hertha BSC nicht einfach blind und naiv in die Schuldenfalle tappt! Denn ich glaube, dass Hertha finanziell und sportlich für die Zukunft sehr gut aufgestellt ist. Spätestens wenn die Konkurrenz im Schuldenberg versinkt, kann Hertha BSC auch mit sportlich bescheideneren Mitteln um den Titel spielen.
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6 Kommentare
Als mehr oder weniger neutraler Beobachter: warum die Häme oder die Gehässigkeit gegenüber Frankfurt? Und warum könnte das selbe nicht auch in Berlin passieren? Das plötzlich Geld von Sponsoren wegbricht kann doch eigentlich jedem passieren, oder? Und das auch ganz unabhängig davon, ob man den Etat vorher verkleinert hat, schließlich wurde sich da eher an die sportliche Entwicklung angepasst und in finanzieller Hinsicht mehr gen Bescheidenheit umorientiert.
ich finde dein beitrag gut, finde natürlich das ein pa<nte oder ein simunic der hertha fehlen wird aber es wird auch für kleines geld gehen. mann merkt, das bei hertha jetzt leute sitzen, die wissen wie man mit geld umgeht und man nicht einfach mal ein brasilianer kauft und hofft, das das geld schon irgendwie reicht.
wundern tun wir uns zwar alle, weil wir ne gute saison mit vollem stadion hatten und trotzdem sparen müssen aber was solls, traue unserem trainer viel zu mit dem kader.
glaub frankfurt ist nicht der einzige verein, der sich noch über ein schwartzes loch wundern wird. eigentllich müssten alle ausser die bayern und die wo die konzerne hinter ihnen stehen, sparen.
Ist doch klasse, wenn es bei euch so gut läuft, Enno, und die harten Vorgaben eingehalten werden. Aber warum die harten Worte in Richtung des Vorstandes der Eintracht? Der kann doch nichts dazu, wenn bei euch das “Geheule losgeht”.
Was ich auch nicht verstanden habe, Enno: Welches Etatloch soll Bruchhagen denn nicht erkannt haben? Der Etat der Eintracht Frankfurt Fußball AG ist doch ausgeglichen.
Der Aufsichtsrat der Fußball AG hat schon vor Bruchhagens Amtsantritt am 1.12.2003 beschlossen, dass alle Ausgaben aus den laufenden Einnahmen zu bestreiten sind. Unabhängig davon, dass sich Aufsichtsratschef Herbert Becker in dieser Sache unlängst gesprächsbereit zeigte, hat Bruchhagen deutlich signalisiert, dass er – aus gutem Grund – weiterhin an dieser Linie festhalten will. Ergo will er – bevor er jemand Neuen holt – einen Spieler abgeben. Er will seinen Etat einhalten und ich halte das für vernünftig und richtig.
(Dass uns die Hoffenheimer keinen für sieben Millionen abnehmen, ist schade, aber hattest du ernsthaft mit dieser Ablöse für “Joe” gerechnet?)
Außerdem hat Bruchhagen bereits in der letzten Saison – nicht nur einmal – darauf hingewiesen, mit welchen Mindereinnahmen aus der TV-Vermarktung zu rechnen ist und diese zusammen mit dem Finanzvorstand Dr. Pröckl in die Etatplanung einfließen lassen. Da hast du die Hälfte der zitierten 5 Millionen schon abgedeckt.
Zudem stehen aktuell noch etwas mehr als zwei Dutzend Logen leer, die gegen Saisonende gekündigt wurden. Dieser Leerstand dürfte zumindest mit ein Grund dafür sein, dass der zuständige Vermarkter Sportfive den Geschäftsführer in Frankfurt ausgewechselt hat.
Die Begründung Bruchhagens, dass die Bankenstadt Frankfurt mehr als andere Standorte von der Finanzkrise betroffen ist, scheint mir im Zusammenhang mit den Logen auch nicht unplausibel zu sein. Ich gehe dennoch nicht davon aus, dass der Logenleerstand so bleibt wie er aktuell ist, zumindest nicht über die gesamte Saison.
Zuletzt bleibt der “überraschende Geldabfluss” an die Aktionäre, also den Verein und die “Freunde der Eintracht”. Und diese zusätzlichen 700.000 Euro Dividende waren nicht vorauszusehen, die Höhe der Ausschüttung hat der Verein über die Hauptversammlung entgegen dem Vorschlag des Vorstandes und dem Beschluss des Aufsichtsrates verfügt – 420.000 Euro sollten es sein, 1,121 Millionen sind es nun gewesen.
Bruchhagens Einlassungen werden übrigens aber auch von anderen als “Jammern” missverstanden, Enno, nicht nur von dir. Für mich ist es halt lediglich die Wiederholung seiner Beschreibung der Realität, einer Realität, die er vorfindet und der er mit seinem Handeln Rechnung trägt. Dass er seine Beschreibung wiederholt, ist den Forderungen geschuldet, mit denen er sich immer wieder konfrontiert sieht.
Und, Enno, ich hoffe, du siehst es mir nach, aber wenn du von “strategischer Planung” vom Verein Hertha sprichst, der laut Gegenbauer “langfristig die Verpflichtung (hat), seine Schulden von derzeit 30 Millionen Euro zu reduzieren und ein gewisses Eigenkapital aufzubauen”, und du gleichzeitig mit dem Finger auf die Eintracht zeigst, dann muss ich schon ein wenig schmunzeln. In der “Schuldenfalle”, in der du die Hertha nicht siehst, steckt die Eintracht nämlich schon gar nicht: Unsere Fußball AG hat zwar dank der Vereinsführung, die vor 10 Jahren das Sagen hatte, die Verpflichtung an die ISPR bis 2012 jährlich ca. 2 Millionen Euro zu zahlen, aber das war’s.
Übrigens ist auch das Geld, das Bruchhagen seit seinem Amtsantritt jedes Jahr “fehlt”, der Etat ist dennoch immer ausgeglichen und unter Bruchhagens Leitung wurden Jahr für Jahr Überschüsse erwirtschaftet. Aber was weiß ich schon? Ich bin doch auch nur einer, der “jammert”.
Gruß vom Kid
Kid, danke für die aufklärenden Worte über die Frankfurter Finanzsituation. Tja, da scheint der Frankfurter Strohmann, den ich abfackeln wollte, doch robuster zu sein, als ich gedacht hatte.
Mir ging es ja auch nicht wirklich um ein Frankfurt-Bashing, sondern um eine Kritik des ewigen Berliner Gejammers. Es scheint jede Saison auf das Gleiche hinauszulaufen. Gejammer vor der Saison, Skepsis über die gesamte Saison hinweg, am Ende bei Erfolg eine kurze Euphorie, um dann schnell wieder in den Jammer-Modus umzuschalten. Das nervt mich halt. Und da können die Frankfurter wirklich nichts dafür…
was die niedrige zielvorgabe favres angeht macht er das genau richtig, immer schön den druck von der mannschaft nehmen, der von den medien aufgebaut werden könnte. im kicker meinte er “es hat alles gepasst: unsere leistungen – und die der gegner. das zu wiederholen wird sehr schwer”. ebenfalls gefallen hat mir, dass er gesagt, dass platz 4 ein großer erfolg war, auch wenn zwischenzeitlich das ziel “meisterschaft” hieß. allerdings glaube ich, dass intern das ziel “internationales geschäft” heißt, auch wenn sich favre zu einer genauen zielvorgabe noch nicht hinreißen ließ. er sagte lediglich: “wir wollen mutig und erfolgreich nach vorne spielen”. bei uns hat das auch gut geklappt: für die medien hieß es immer: platz 5 wäre klasse. intern war aber immer das ziel: champions league! grün-weiße grüße aus der meisterstadt!
Wer sich Sorgen um die Finanzlage der Hertha macht kann gerne noch Anteile an der laufenden Anleihe zeichnen bzw. sich mit der Geschäftsstelle in Verbindung setzen und über die Möglichkeit der Zeichnung von Genußscheinen sich informieren.
Finanzkräftige Herthafreunde sind dort gern gesehen.
Ein Trackback
[...] der Euphorie nicht noch ernster kritisiert habe. Auf der Welt-Hertha-Linke habe ich mich zwar mehrfach kritisch dazu geäußert, aber nicht konsequent weiter gedacht. Mein Fehler. Dass Lucien Favre sich [...]