“Lassen Sie sich überraschen”

Nach einer turbulenten Woche ist im Blätterwald wieder etwas Ruhe eingekehrt. Selbt die Morgenpost hat in ihrem Sportteil Hertha auf die zweite Seite verbannt und auch der Tagesspiegel berichtet lieber von der bestechenden “Magie” einer blauen Laufbahn.

Unterdessen verbringt Lucien Favre seinen Urlaub in der Schweiz vor dem Fernseher. Den ganzen Tag über schiebt er eine DVD nach der anderen in den Player und analysiert potenzielle Transfers. Nach dem Weggang von Hoeneß dürfte Favre in der Auswahl nun endlich auch völlig formal die Qual der Wahl haben – sofern die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Nach wie vor ist von einem Transferüberschuss von 5 Mio. Euro die Rede und der einzige, der mir Hoffnung machte, die Mannschaft verstärken und dafür auch in tief in die Tasche greifen zu wollen, ist nun abgesägt. Soll jetzt wieder aus dem nichts eine Mannschaft geformt werden, die um die ersten fünf Plätze mitspielen soll? Wunder gibt es zwar immer wieder, aber nicht zwei Jahre in Folge… Doch vielleicht kommt es doch ganz anders als es den Anschein hat. Michael Preetz im Tagesspiegel zur Transfersituation:

S. Goldmann: “… wo Sie den Brasilianer Cicero verpflichtet haben. So einen spektakulären Einkauf dürfte es in diesem Sommer angesichts der angespannten Haushaltslage nicht geben.”

M. Preetz: Lassen Sie sich überraschen. Der Trainer hat ein sehr gutes Auge für junge Spieler, die er entwickeln kann. Noch einmal: Wir werden eine gute Mannschaft haben, da mache ich mir keine Sorgen.

Vielleicht kann über ein Leihgeschäft für wenig Geld auch in dieser Transferperiode wieder ein solider Spieler gebunden werden? Lassen Sie sich überraschen klingt für mich so, als ob das ganze schon etwas konkreter ist und man an einen – für Hertha-Verhältnisse – richtig dicken Fisch am Haken hat. Es kann natürlich auch sein, dass die Angel grade erst ausgeworfen wurde, der Köder noch keine passende Beute angelockt hat, oder ich diese “überraschende Aussage” völlig überinterpretiere. Ich lasse mich jedenfalls überraschen! Vielleicht meint Preetz aber auch genau das Gegenteil? Wenn wir jetzt denken, der große Transfer kommt, ist es keine Überraschung mehr. Sehr wohl überraschend wäre es dann aber, wenn Preetz und Favre nicht mit der Angel, sondern mit dem Kescher unterwegs sind. Ach… langsam wird es absurd.

Ganz gleich was die beiden machen – eines steht fest: Favre befindet sich derzeit auf See und wird mit einigen Fischen – ob Goldfisch oder Blauwahl – zurückkehren.

Werfen wir doch mal einen Blick über die Reling und schauen uns an, was da so anbeissen könnte. Von nun an wird im Blog in unregelmäßigen Abständen ein Kandidat nach dem anderen vorgestellt.

Philippe Senderos 23 Jahre, Innenverteidiger

Der junge Schweizer zählt ohne Zweifel zu einem größten Tiere im Herthateich. Senderos wurde vom FC Arsenal an den AC Milan verliehen und kommt jetzt wieder zurück auf die Insel. Mit Gallas und Touré hat er zwei starke Innenverteidiger vor der Nase und wird sich Gedanken über seine Zukunft machen. Falls Hertha Simunic für die festgeschriebenen Ablösesumme von 7 Mio. Euro ziehen lässt, wäre das Geld da. Die Lücke von Simunic wird schwer zu füllen sein, aber ich denke mit Senderos würde man einen sehr guten Fang machen. Aston Villa bietet Gerüchten zufolge geschätzte 3,5 Mio. Euro. So lange sich die Summen in diesem Rahmen bewegen, sollte da doch was zu machen sein. Eine Ausleihe mit Kaufoption wäre daher durchaus denkbar. Da Simunic zu den Topverdienern gehört, könnte man sich das hohe Gehalt von Senderos leisten. Diese Personalie würde zudem noch wie die Faust auf’s Auge im Bezug auf die angekündigte “Überraschung” passen!

Mein Fazit: Simunic verkaufen, Senderos ausleihen und dabei noch ein bisschen Geld sparen.

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