Heute veröffentlicht der Kicker ein Interview mit Karsten Heine, was ich sehr bezeichnend finde. Einige Auszüge und meine Kommentare:
kicker: Klingt, als wenn Sie sich keine großen Hoffnungen machen auf den Job des Bundesligatrainers?
Heine: Ich sehe mich noch nicht als Bundesligatrainer und beschäftige mich nicht mit der Frage, was nach der Saison passiert. Aber um dem Eindruck vorzubeugen: Natürlich kann ich mir das auch längerfristig vorstellen. Wenn das Vertrauen da ist, liebend gern.
Er sieht sich nicht als Bundesligatrainer?? Nachdem die Amateure unter ihm alles für den Abstieg getan haben? Wo will er denn dann arbeiten? Eine selbstbewusste Bewerbung hört sich anders an. Soweit ist es schon gekommen in Berlin: Der Trainer ist nach zwei Wochen so klein, dass er sich selbst nicht mehr traut zu sagen, wer er ist. Au weia!
kicker: Wie ist Ihr Verhältnis zu Manager Dieter Hoeneß?
Heine: Ich hatte eher indirekt mit ihm zu tun, mehr mit seinem Sohn, der bis zu seinem Wechsel nach Hoffenheim Führungsspieler in unserer U 23 war.
So kümmert sich der mächtige Dieter also um einen der wichtigsten Angestellten des Vereins? So eher indirekt? Wie sollen wir uns das denn vorstellen?
kicker: Der Manager ist massiv in die Kritik geraten. Belastet das Ihre Arbeit?
Heine: Das nicht. Aber ich verstehe nicht die harte Kritik an Hoeneß, und warum er so unter Beschuss steht. Viele haben wohl vergessen, wie es damals war und was hier unter Hoeneß entstanden ist.
kicker: Wie meinen Sie das?
Heine: Als ich Mitte der 90er-Jahre Hertha in der Zweiten Liga trainierte, arbeiteten wir unter einfachsten Verhältnissen mit einem Führungsgremium ohne Fachkenntnis. Das hat sich grundlegend geändert, es wurde etwas aufgebaut, und an der Spitze sitzt mit Hoeneß und Preetz geballte Kompetenz.
Das lässt ja tief blicken. Aber man muss Heine in diesem Moment entweder bodenlose Naivität vorhalten, oder er ist ein ganz gewiefter, ausgefuchster Rhetoriker! Ist schon klar, vonwegen Leistungen der Vergangenheit und so. Das will ja dem Hoeneß niemand absprechen. Das wissen wir und wir alle schätzen die 50 Millionen Euro Verbindlichkeiten, die den Verein lähmen. Nein, da kann man sich ja überhaupt nicht beschweren. Genausowenig wie über den Bankenskandal. Aber wir Berliner sind da ja immer ganz groß darin, unsere Schattenseiten unter den Teppich zu kehren, nachdem wir einmal laut gejammert haben.
Aber was ja noch viel besser ist an dieser Aussage, ist ja grade der Rekurs auf die Vergangenheit! DAS interessiert doch niemand und ist garnicht Gegenstand der Kritik! Wie Hoeneß sich JETZT verhält, ist das Thema. Er kann nicht loslassen. Das ist der Vorwurf. Und dieser Vorwurf wird mit dem Verweis auf die vergangenen Leistungen von Hoeneß ja nur noch verstärkt, weil der eklatante Gegensatz von gestern und heute, von gut und schlecht noch deutlicher vor Augen tritt. Und geballte Kompetenz kling eher bedrückend explosiv in diesem Lichte…
Wie gesagt, Herr Heine: Ganz großer rhetorischer Kniff! Ob gwollt oder nur aus Versehen! Gratulation und auf Wiedersehen!
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2 Kommentare
Polemik in jedem Zeichen. Wer liest was er lesen will, liest was er lesen will.
Es scheint so, dass die Tottenham Hotspurs die Hertha sanieren wollen. Und zwar in zweifacher Hinsicht: Sie kaufen nicht nur unsere Spieler zu überteuerten Preisen, sondern auch noch diejenigen, die sich bei Hertha auf dem absteigenden Ast befinden. Nach