Hertha verliert also mal wieder. Jetzt hatte ich mich gerade daran gewöhnt, die Mannschaft regelmäßig siegen zu sehen und dann folgt der Niederlage gegen Galatasaray gleich noch die Auswärtsschlappe auf Schalke. Gegen Schalke und Galatasaray kann man verlieren. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm. Aber uneigentlich sind die beiden Niederlagen ziemlich deprimierend. Denn so darf man einfach nicht verlieren.Hertha dokumentierte ihre eigene Ambitionslosigkeit durch ganze fünf Torschüsse (in Zahlen f-ü-n-f!) im gesamten Spiel. Knapp alle 20 Minuten flog ein Ball in Richtung Manuel Neuer, davon waren lediglich 2 Schüsse nicht geblockt. Pro Halbzeit schoss Hertha damit 2 mal gefährlich auf das Tor. Das ist wirklich erbärmlich schwach. Bei knapp 37% Ballbesitz (sieben-und-dreißig Prozent!) wundert das kaum. Zwar wurden sogar mehr als die Hälfte der Zweikämpfe gewonnen, jedoch konnte mit dem eroberten Ball nicht viel angefangen werden, was sich in der Ballbesitz-Statistik ausdrückt. Was lehren uns diese Zahlen?
Es war ein abscheuliches Spiel. Von beiden Teams. Hertha ging zwar mit Engagement in die Zweikämpfe, zeigte aber überhaupt keine Ambitionen bei Ballbesitz ein eigenes Spiel zu entwickeln. Verfolgte Lucien Favre tatsächlich das Ziel, ein torloses Unentschieden gegen eine angeschlagene Schalker Mannschaft zu ermauern? Es sah gestern leider ganz danach aus. Statik, Starre, Standfußball. Gab es einen Plan B im Fall des Gegentores? Ich glaube kaum, das es den gab. Zwar wechselt Lucien Favre drei Stürmer ein (Pantelic, Domovchiyski, Chermiti) und stellte von Viererkette auf Dreierkette um. Aber genau hier lag auch das Problem. Die taktische Umstellung führte zu einer deutlich sichtbaren Überforderung bei der Umsetzung. Mit Dreierkette lief gar nichts mehr zusammen, die Bälle wurden nur noch hoch und weit geschlagen oder per Zufalls-Flipper beim Gegner abgeliefert.
Zusätzlich waren mir die Schalker, allen voran Asamoah, Jones und Rafinha unglaublich unsympathisch. Asamoah brachte mich allein schon deshalb auf die Palme, weil er immer wieder am Boden liegend nachgetretengewühlt hat, sich mehrmals im und am Elfmeterbereich fallen ließ und keine Möglichkeit zum verbalen Pöbeln ausließ. Das war einfach unsportlich, wenngleich es sich immer im Rahmen des Erlaubten bewegte. Gefallen hat es mir überhaupt nicht.
Dass er dann auch noch das entscheidende Tor schießen durfte, war sicherlich nicht auf sein “Leistung” zurückzuführen, sondern auf den Blindflug von Drobny. Auch wenn die Schuld des Gegentores zum Größten Teil unserem Torwart anzukreiden ist, mache ich ihm keinen Vorwurf. Denn erstens hat er viel gehalten und gehört zu den besten Keepern der Hinrunde und zweitens muss man auch fragen, warum Farfan so frei flanken konnte. Da hatten die Schalker es einfach zu leicht, durch ein wenig Ballgeschiebe frei zum Flanken zu kommen.
Eine ausführliche Zusammenfassung des Spiels (mit vertrautem, aber unverständlichem chinesischem Kommentar) ist dann nur noch für die Hardcore-Anhänger interessant. Denn sehenswert war das Spiel wirklich nicht. Wer will darf:
Was sagen die geschätzten Kollegen zum Spiel? Marxelinho sieht eine Kopie der Galatasaray-Niederlage und findet Erklärungen in der vermeintlichen Müdigkeit der zentralen Akteure (Cicero, Voronin, Nicu) und einer eklatanten Schwäche von Raffael. Hatte ich ihn kürzlich noch in Schutz genommen, müssen die Fragen nach seiner Form nun deutlicher gestellt werden.
Kurt Spaeter darf sich nach Herthas trostloser Vorstellung fragen, ob die konzeptionelle Arbeit, die er vorgestern noch zum Vorbild erhoben hat, tatsächlich auch auf Schalke zum Tragen kommen sollte. Ich nehme an, dass er nach dem Spiel etwas mehr Vorbehalte haben dürfte…
Bitter wird die Niederlage erst recht, wenn man Torsten Wielands Kommentar liest, der feststellt, dass Schalke genauso (schlecht) gespielt hat wie in den vergangenen Wochen.
Das Tempo ist zu langsam, die Ausführung von Spielzügen ist zu unpräzise und es werden in der Vorwärtsbewegung häufig die falschen Entscheidungen getroffen.
Pessimisten sehen in den letzten beiden Saisonspielen nun die Möglichkeit, die Früchte der effektiven Hinrunde vergammeln zu lassen. Ja, die Saison ist für Hertha schon sehr lang gewesen. Zwei weitere Niederlagen gegen würden unnötige Unruhe aufkommen lassen. Insofern entscheide ich mich für den Optimismus und wünsche mir einen Sieg in Griechenland und ein Unentschieden gegen den KSC. Auch wenn ich nicht an den Weihnachtsmann glaube…
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8 Kommentare
[url=http://www.sueddeutsche.de/259380/452/2668325/Eigentlich-ganz-lieb.html]„Wir haben uns die Hand gegeben. Der ist eigentlich ganz lieb.“[/url]
Ach ja, der Joe. Der ist schon verrückt. Das habe ich ganz vergessen hier zu diskutieren. Aber rot hätte es nicht sein müssen. Und Asamoah überdeckt damit nur seine eigenen unfairen Einsätze. Den Titel “Kampfschwein” hatte er sich redlich verdient…
naja, das ist ja ein bewährtes konzept: das opfer zum täter machen. welche tätlichkeiten kann man dem asamoah denn so vorwerfen? dass er sich zwischen Ball und gegenspieler aufhält?
Ne, das nicht. Aber dass er Schalker ist.
…und sich erdreistet das tor zu machen.
Also das möchte ich nicht so stehen lassen. Simunic war ein Täter und ist mit Gelb gut weggekommen. Da hat er Glück gehabt. D’accord.
ABER Asamoah war ebenso Täter zwei Mal ist er mit Kacar aneinander gerasselt und hat am Boden liegend übel rumgewült, was knapp an der Grenze zur Tätlichkeit war. Dieses Verhalten fand ich sehr unfair. Und das werfe ich ihm auch vor. Simunic hat ihn dann mal angebrüllt. Zurecht, wie ich meine.
Und dass er Schalker ist, macht die Sache natürlich nicht besser!
Dat Dingen von Simunic nur Gelb?
Super, dann ist demnächst aber richtig Spass zu erwarten auffem Feld. Gelb für absichtlichen Ellbogencheck ins Gesicht des Gegenspielers? Nicht Euer ernst, oder???
Irgendwie doch typisch Hertha…
Wenn’s Absicht war, dann hätte es Rot geben müssen, keine Frage. War aber in meinen Augen keine Absicht. Hertha-Brille? Weiß ich nicht…