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Doping im Fußball – Ein Dossier

Max hat in seiner Taktikbesprechung zum Ende des letzten Jahres bereits ein “kleines Dossier” über Doping im Fußball vorgelegt, welches ich sehr lesenswert finde. Ich bin gerade dabei, zu schauen, was sich zum Thema Doping und Fußball im Netz so finden lässt und stelle hier also ein “größeres Dossier” vor. Dabei sind die Zitate alle auf die kompletten Artikel und Beiträge verlinkt, sodass man durchaus noch mehr Lesestoff über dieses Dossier hinaus finden kann. Ich habe lediglich die – aus meiner Sicht – zentralen Punkte zitiert.

Es geht in diesem Dossier zum einen um einen Einstieg in die Thematik und die Frage, ob Doping im Fußball etwas bringt, wie kontrolliert wird und ob überhaupt ein Interesse an der Doping-Verfolgung im Fußball besteht.

Für mich ist dieses Dossier erst einmal der Anfang. Ich lese nämlich grad ein spannendes Buch von Karl-Heinrich Bette und Uwe Schimank über Doping im Hochleistungssport. Meine Erkenntnisse daraus werden eher allgemeiner, systematischer Natur sein, ich werde sie nach und nach hier einbringen.

Will man sich vorweg erst einmal vergewissern, wie wenig Beachtung das Thema Doping im Fußball bisher gefunden hat, dann schaue man sich einmal den Abschnitt in der Wikipedia zu den Stichworten Fußball und Doping an.

Spritzensport Fußball

Der Einstieg. Im Sommer 2007 erschien ein langer Artikel von Thomas Kistner im Magazin der SZ, der mich endgültig für das Thema Doping im Fußball sensibilisierte. Als Einführung in das Thema ist dieser Artikel bestens geeignet, weil er aktuelle Fälle bespricht, aber auch in die Vergangenheit bis zu den Helden von Bern schaut. Er schreibt unter anderem:

Das Totschlagargument von vorgestern gilt noch heute. Erst im Mai beteuerte DFB-Internist Tim Meyer, im Fußball seien »die komplexen leistungsbestimmenden Faktoren der beste Schutz« vorm Pharmabetrug. Und fügte das zweite Mantra der Kickermedizin an: »Es gibt keine Erkenntnisse, dass im Fußball Doping in systematischer Weise betrieben wird.«

Eine kühne Behauptung. Im Fußball gilt wie überall, dass Ärzte und Aktive, die Betrug treiben, diesen öffentlich immer abstreiten werden. Umgekehrt werden Ärzte, die gegen Doping sind, nie ins Zentrum von Betrugspraktiken vorstoßen. Die einen werden immer lügen, die anderen niemals drin sein in der Materie. Dabei scheut just der schwerreiche Fußball, der nie um staatliche Fördermittel bangen musste, unabhängige Kontrollen. Trainingstests gibt es praktisch nicht: 87 in der Saison 2006/07, für erste und zweite Bundesliga und die Regionalligen. Dass sich selbst da noch Sünder finden, spricht Bände.

Gerade im Fußball steigt die athletische Anforderung ständig und rasant. Eine dänische Studie zeigte Ende der Neunzigerjahre, dass Kicker früher sieben, acht Prozent der 90-minütigen Spielzeit volles Tempo gingen – heute sind es gut 15 Prozent. Wurden einst fünf Kilometer pro Spiel zurückgelegt, sind es heute bis zu zwölf. Zugleich nimmt die Zahl der Pflichtspiele zu, die Erholungszeit wird kürzer. Schon 1999 klagte Frankreichs Weltmeister Emmanuel Petit: »Es kommt so weit, dass wir alle Doping brauchen. Einige tun es schon jetzt.

Viele sagen das. Und bekommen damit kein Problem: Sie wissen, sie haben nichts zu befürchten, solange sie keine Namen nennen. Wer will schon ein Judas sein? Diesen stillen Deal kennt man auch aus dem Radsport. Die Verbände bleiben untätig – und können triumphieren: Es hat ja wieder keiner Ross und Reiter genannt. Doppelpässe im Schweigekartell.

Es steht außer Frage, dass Anabolika in der Regeneration den Muskelaufbau fördern, Testosteron die Erholungsphase verkürzt und das Blutdopingmittel Epo die Ausdauer im Spiel stark verbessert. Testosterone oder Epo können im Training sorglos konsumiert werden, sie sind, wenn überhaupt, nur 48 Stunden nachweisbar, wirken aber noch tagelang intensiv. Auch an Spieltagen, an denen es kaum Blutkontrollen gibt. So wenig, wie bei den 228 Tests während der WM 2006 oder den 256 bei der WM 2002. Es ist also Unfug, die WM als sauber zu bezeichnen: Ein überhöhter Hämatokritwert (ein wichtiges Indiz für Blutmanipulationen) fällt nicht auf, wenn ihn niemand misst.
(…)
Seit 1988 betreibt die Branche [der DFB] Tests. Die lassen sich allerdings schnell als Mogelpackung entlarven. Vergangene Saison gab es 964 – oft angekündigte – Wettkampfproben bei 241 Partien der Bundes- und Regionalligen, bei Spielen der A-Junioren, der beiden Frauen-Bundesligen sowie im DFB-Pokal. Dazu besagte 87 Trainingstests. Im selben Zeitraum fanden allein in der Leichtathletik 1020 Trainingskontrollen statt. »Die Fußballtests sind lächerlich«, sagt der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke. Dazu passt ein Befund der Nationalen Antidopingagentur NADA: Unter 100 auffälligen Testosteronwerten in der Jahresbilanz 2006 rangiert der DFB mit neun Fällen auf Platz zwei – hinter der Leichtathletik (21 Fälle). Dort aber gab es zwölfmal so viele Trainingstests.

Mir ging es nach dem Lesen des Artikels jedenfalls so, dass ich einfach nicht mehr glauben kann, dass nicht systematisch und flächendeckend im Profi-Fußball gedopt wird, weil zum einen kaum getestet und verfolgt wird und weil zum anderen auch kaum Tests existieren, die die hochspezialisierten Dopingpraktiken nachweisen könnten. Hinzu kommt, ähnlich wie beim Radsport, ein Schweigekartell und ein Umfeld, das Doping – auch oder gerade erst – im Mannschaftssport begünstigt.

Die Captagon-Welle

Ebenfalls im Sommer 2007 gab es eine mediale Captagon-Welle, als einige Trainer und ehemalige Spieler bestätigten, dass Captagon – trotz Verbots – konsumiert wurde.

“Ich weiß definitiv, dass es damals genommen wurde. Es war gang und gäbe. Das weiß jeder, der nicht die Augen zu hatte. Viele wussten auch, wer was genommen hat”, sagte Neururer. Captagon stand zwar seit den siebziger Jahren auf der Dopingliste des damaligen Deutschen Sportbundes, es gab aber keine Tests. Namen will Neururer nicht nennen: “Das war vor 20 Jahren, das ist längst verjährt. Die Spieler, die es genommen haben, werden sich schon selber melden, wenn sie genug Mut haben.”
(…)
Jürgen Röber, damals Kapitän bei Essen und später Spieler beim FC Bayern und Bundesliga-Trainer, will selbst kein Doping beobachtet haben: “Ich habe gehört, dass der ein oder andere Spieler mal eine Captagon eingenommen haben soll. Aber das bezog sich nicht auf Vereine, in denen ich tätig war, und in Bezug auf Essen kann ich das auch ausschließen. Da war absolut null, das hätte ich mitbekommen.” Auch der ehemalige Aachener Spieler Günter Delzepich bestritt, dass es bei der Alemannia Doping gegeben habe: “Das war damals nie ein Thema bei uns. Wenn, dann hätte es schon wer heimlich machen müssen, und das hätte sich auch keiner erlauben können.” (Quelle: spon)

Von einem Bröckeln der Mauer des Schweigens zu sprechen, ist dann doch reichlich übertrieben. Immerhin war alles verjährt und Namen wurden auch keine genannt. Man pinkelt sich halt nicht ans eigene Bein.

Doping im DDR-Fußball

Ganz anders war es natürlich jenseits der Mauer, dort wurde gedopt, was das Zeug hält. Auch im Fußball.

Auch im DDR-Spitzenfußball soll in den 70er- und 80er-Jahren in größerem Stil mit Aufputschmitteln gedopt worden sein. Nachdem der Potsdamer Sporthistoriker Giselher Spitzer schon vor dreieinhalb Jahren Material vom Einsatz unerlaubter Mittel vorgelegt hatte, veröffentlichte die “Bild”-Zeitung am Montag ein Analyseprotokoll des zentralen DDR-Doping-Labors in Kreischa vom 17. November 1983, nach dem gleich zwölf Spieler des ehemaligen DDR-Serienmeisters BFC Dynamo positiv auf Amphetamin und Methamphetamin getestet worden sind. (Quelle: focus)

Aber die Mauer ist ja nun weg. Und damit auch das Problem des Dopings im Fußball. Deckel zu.

Der Nutzen von Doping im Fußball

Fragt man einen Fachmann, dann bekommt man zur Antwort, dass Doping durchaus etwas bringt. Auch im Fußball.

Jogi Löw möchte dennoch seine Hand nicht für einen Saubersport Fußball ins Feuer legen. „Man könnte den Muskelaufbau beschleunigen“, erklärte er am 30. Mai 2007 anlässlich einer Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen San Marino. „Möglicherweise kann man auch die Regeneration positiv beeinflussen.“ Dopingexperte Mario Thevis teilt Löws Vorsicht. „Überall, wo viel Geld verdient wird, kann man Doping nicht ausschließen.“

Dass Spieler kein Problem haben, auf medikamentöse Unterstützung zurückzugreifen ist an gleicher Stelle nachzulesen.

Als der Schmerzforscher Toni Graf-Baummann Protokolle auswertete, die Fußballer während der WM 2002 ergänzend zu den Dopingproben abgeben mussten, machte er eine erschreckende Entdeckung. Auf Formular eins, wo die Spieler Angaben zu Medikamenten machten, die sie innerhalb der letzten 72 Stunden vor dem Spiel eingenommen hatten, fanden sich Unmengen an Schmerzmitteln wieder: Jeder zehnte Spieler gab an, Schmerzmittel vor jedem Spiel einzunehmen, jeder fünfte bei zwei von drei WM-Spielen, und jeder zweite mindestens einmal während des Turniers. Unter den italienischen Fußballprofis gaben ebenfalls 80 Prozent zu, sehr oft zu Schmerztabletten zu greifen.

Diese Tendenz kann Mario Thevis von der Deutschen Sporthochschule Köln nur bestätigen. „Wir haben schon bis zu sieben verschiedene Schmerzmittel in einer Urinprobe nachgewiesen“, sagt er.

Auch der Professor für Zell- und Molekularbiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum der Universität Heidelberg, Werner Franke bestätigt die Nützlichkeit von Doping im Fußball:

“Natürlich bringt Doping im Fußball etwas”, sagt Doping-Jäger Werner Franke und ergänzt: “Sicherlich ist Fußball keine Extremleistungssportart, weil der Geschicklichkeitsaspekt eine große Rolle spielt. Aber dennoch hilft auch hier jede Leistungssteigerung weiter.” Hans Geyer vom Doping-Kontroll-Labor an der Deutschen Sporthochschule Köln sieht das genauso und erklärt, wo und warum die Mittel den Sportlern weiterhelfen: “Doping-Substanzen machen natürlich auch im Fußball Sinn. EPO zum Beispiel verbessert die Ausdauer. Spieler sind so auch in den Schlussminuten in der Lage einen gezielten Schuss aufs Tor abzugehen. Anabolika und Wachstumshormone können bei der Regeneration vor allem in englischen Wochen eine unterstützende Wirkung entwickeln. Und in der Reha nach Verletzungen helfen solche Präparate auch weiter.”

Epo im Fußball

Das beliebteste Mittel der Radfahrer kann auch im Fußball einen großen Effekt haben. Allerdings wird kaum auf EPO getestet, wie Daniel Theweleit in der taz zu berichten weiß.

Nur Epo, das Wundermittel der Radsportler, wurde noch nie bei einem Fußballer nachgewiesen. Dabei hat Arsené Wenger, der Trainer des FC Arsenal London, noch vor zwei Jahren die Vermutung geäußert, dass in Europa systematisch mit dem Blutbeschleuniger gedopt, werde, nachdem einige Neuverpflichtungen mit auffälligen Blutwerten angekommen waren. Bislang werden nur wenige der genommenen Proben auf Epo untersucht, in Deutschland waren es im vorigen Jahr 103 von insgesamt 973. Der Aufforderung, seine Vorwürfe zu präzisieren, kam Wenger aber nie nach. Was im Radsport als “Mauer des Schweigens” bezeichnet wird, ist im Fußball ein Gebirge.

Auch der spanische Dopingarzt Eufemiano Fuentes hat angedeutet, Fußballer unter seinen Kunden gehabt zu haben. Doch bis heute halten sich Gerüchte, dass einflussreiche Kräfte die Madrider Staatsanwaltschaft davon abhalten, an dieser Stelle intensiver zu recherchieren. Jesús Manzano, ein früherer Kunde von Fuentes und einer der ersten geständigen Radsportler, hat ebenfalls erzählt, dass er prominente Fußballer bei dem Arzt getroffen habe. Aber im Stern sagte er auch, warum er nie deren Namen verraten werde: “Fußball taste ich nicht an. Die Fußballwelt ist mächtig. Sie ist viel mächtiger als der Radsport, sehr viel mächtiger.”

Kein Interesse an einer ernsthaften Doping-Verfolgung

Wenn Doping im Fußball nun möglich ist, dann sollte doch eigentlich auch ernsthaft kontrolliert werden. Sollte man meinen. Aber die unterschiedlichsten Verantwortlichen für ein Vorgehen gegen Doping, halten lieber still.

Der DFB könnte, will aber nicht

Aber die Verantwortlichen sehen keine Probleme und sitzen es lieber aus. An der Verbandsspitze des deutschen Fußballs sieht man jedenfalls keinen Handlungsbedarf. Man könnte vielleicht, braucht ja aber nicht.

DFB-Präsident Theo Zwanziger kann sich großangelegte Dopingkontrollen aller Bundesliga-Spieler an einem Spieltag vorstellen. “In der Praxis wäre dies möglich. Es ist aber schwierig, weil derzeit die logistischen Voraussetzungen fehlen”, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dem ”kicker”. Die Details müsse man mit der Liga besprechen, sagte der 62-Jährige. Zwanziger hält Doping im Fußball generell für möglich. “Allerdings ist der Fußball als Mannschaftssport nicht so anfällig, weil er komplexer ist als andere Sportarten, in denen es allein auf Ausdauer oder Sprintfähigkeit ankommt”, erklärte der DFB-Präsident. Er sei aber nicht so beunruhigt, weil die seit 1988 im deutschen Fußball praktizierten Dopingkontrollen relativ wenige Verstöße gezeigt hätten.

Wenn man sich überlegt, dass diese Reaktion von Theo Zwanziger auf die Captagon-Welle gefolgt ist, dann muss man sich doch an den Kopf fassen. Immerhin wurde Captagon konsumiert in Zeiten, bevor überhaupt im Fußball getestet wurde. Dass dann nichts gefunden wird, versteht sich von selbst. Das allerdings ist keine Begründung, davon auszugehen, dass nicht gedopt wird und wurde.

Und auch die FIFA hält nichts von Doping

Es gibt dann auch noch Rückendeckung von allerhöchster Stelle, der FIFA, die natürlich rigoros gegen Doping vorgeht und nie, niemals etwas von systematischen Doping hat hören können.

Derzeit gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für systematisches Doping im Fussball. Da aber hin und wieder doch Dopingverstösse festgestellt werden, ist eine enge Zusammenarbeit von Anti-Dopingorganisationen unabdingbar. Gleichzeitig müssen wir konsequent gegen eine Unterdrückung von Symptomen mittels Medikamenten eintreten, die einzig und allein dazu dient, den immer weiter steigenden Anforderungen an professionelle Fussballspieler genügen zu können.

Die FIFA kommt ihrer Verantwortung im Kampf gegen Doping aktiv nach, und zwar durch ein strenges Reglement für die Dopingkontrollen, Datenerfassung und Unterstützung entsprechender Forschung, ergänzt durch Präventionsmassnahmen, wie sie vom Zentrum für medizinische Auswertung und Forschung der FIFA (F-MARC) gefördert werden. Der internationale Fussballverband hat sich als verlässlicher Partner in der dringend nötigen weltweiten Zusammenarbeit zum Schutz der Gesundheite der Sportler und im Sinne eines fairen Wettkampfs erwiesen.

Und der Chefmediziner des Weltverbandes FIFA Jiri Dvorak weiß hinzuzufügen, dass allein gesunder Menschenverstand ausreiche, um zu wissen, dass Doping bei Fußballern gar nicht möglich sei:

Im Fußball sei Blutdoping allein schon aus organisatorischen Gründen nur sehr schwer durchführbar. “Wenn ich nur die vier WM-Halbfinalisten sehe, sagt mir mein gesunder Menschenverstand, daß es technisch nicht machbar ist”, erklärte Dvorak. Für Fußballer, die 49 Wochen im Jahr von Spiel zu Spiel eilten, sei das ebenso aufwendige wie gefährliche Eigenblutdoping gar nicht praktikabel.

Die FIFA ist ja sowieso bekannt dafür, immer die Wahrheit zu sagen, völlig frei von Korruption zu sein und für die Welt immer nur das beste zu wollen und dabei jedes Mal auf den eigenen Vorteil zu verzichten. Wer’s glaubt, wird selig…

Die medizinische Abteilung weiß von nichts

Tim Meyer gehört als Internist seit 2001 zur leistungsphysiologischen Abteilung des Deutschen Fußball-Bundes für die Nationalmannschaft. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigt Meyer deutlich, wie er konkret mit der Doping-Problematik umgeht:

Man kann generell nicht völlig ausschließen, dass Spieler etwas nehmen oder in der Vergangenheit genommen haben. Das geht nicht, auch wenn ich persönlich niemanden verdächtige und davon überzeugt bin, dass bei uns alles in Ordnung ist. Ich bin aber darauf angewiesen, dass mir die Spieler die Wahrheit sagen, wenn ich beispielsweise nach Medikamenteneinnahme frage. Ich habe keine weiteren Indizien, die mir Sicherheit geben. Wenn jetzt jemand vor zwei Wochen Anabolika genommen hat, um die Rekonvaleszenz zu verbessern, dann bekomme ich das kaum raus. Vielleicht finde ich beim Blutabnehmen erhöhte Leberwerte, aber das kommt auch aus anderer Ursache mal vor. Ich kann daraus nichts konkret ableiten, sondern kann dann nur mit dem Spieler sprechen. Das muss und würde ich auch tun. Das ist meine Verantwortung. Ich bin aber dennoch nicht primär in der Rolle des Kontrolleurs, und das halte ich auch für richtig.
(…)
Die ganze Bevölkerung nimmt bei Kopfschmerzen Aspirin. Wir sollten nicht bei Fußballern ein großes Problem sehen, wenn auch sie das sporadisch einnehmen. Eine unkritische Einnahme in größeren Mengen ist aber natürlich nicht zu befürworten.

Ach so, na dann sollten wir uns mal nicht so aufregen. Und überhaupt: Vertrauen ist gut, um die Kontrolle braucht der Mediziner im Betreuerstab sich nicht zu kümmern. Mit dieser Einstellung kann jeder Spieler, auch ganze Mannschaften an Verantwortlichen “vorbei-dopen”, weil keiner ernsthaft nachfragt oder Druck aufbaut.

Selbst die Kontrolleure glauben nicht an Doping

Die Mär, dass Doping und Fußball nicht zusammenpassen, findet sich bezeichnenderweise besonders häufig dort, wo man es am wenigsten vermuten sollte: bei den Kontrolleuren. Diejenigen, die überwachen sollen, gehen davon aus, dass gar nicht ernsthaft versucht wird zu dopen. So ist von Professor Toni Graf-Baumann, Chef der Dopingkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA, zu lesen:

Fußball ist keine klassische Ausdauer- und Kraftsportart. Fußball ist eine Mischsportart aus Koordination, Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft”, sagt Graf-Baumann. Die Einnahme von unerlaubten Medikamenten zur rasanten Steigerung der körperlichen Möglichkeiten, die in anderen Sportarten immer wieder für Schlagzeilen sorgen, sei im Fußball daher eher selten. “Leistungssteigernde Mittel können im Fußball nicht gezielt eingesetzt werden.”

Es gibt keine seriösen Doping-Kontrollen im Fußball

Dazu stellt Malte Obeschelp bei der Zeit fest, dass sowohl Zeit, Geld als auch Technik und Verfahren fehlen, um umfassende Dopingkontrollen zu gewährleisten:

Zwar gibt es in der beliebtesten deutschen Sportart immer noch Trainer, Offizielle, Mediziner und sogar Dopingexperten, die daran glauben, dass Epo im Fußball sowieso nichts bringt. Das Argument lautet oft, Doping spiele generell keine Rolle, weil schließlich niemand besser mit dem Ball umgehen kann, nur weil er Pillen schluckt. Doch bestreitet kein Trainer, dass es im Fußball nicht nur auf Technik ankommt. Es geht genauso um Spritzigkeit und Zweikampfstärke, hier kann mit Aufputschmitteln nachgeholfen werden.

Oder auch die Laufbereitschaft, ein Faktor, der im modernen Fußball immer wichtiger geworden ist. Genau dort setzt Epo an, das im Blut den Sauerstofftransport erleichtert und dadurch die Ausdauer verbessert.

„Man kann keine Sportart ausschließen“, sagt Ulrike Spitz, die Sprecherin der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Bonn. Bei der Nada werden die Trainingskontrollen im deutschen Sport organisiert, für die Wettkampfkontrollen sind die Verbände zuständig. Auch der DFB lässt inzwischen auf Epo testen – zumindest stichprobenweise. Mehr geben die Laborkapazitäten und die Finanzen nicht her. Ein normaler Urintest kostet etwa 150 Euro, wird die Probe auch auf Epo überprüft, steigen die Kosten auf fast das Doppelte. Deshalb wird das Gros der Tests eher beim Radsport oder Triathlon durchgeführt. Ausnahme war immerhin die WM, vor der die gesamte Nationalmannschaft überprüft wurde.

Klaus Müller sagt: „Es wäre sinnvoll, die Fußballerproben häufiger auf Epo zu untersuchen.“ Er leitet das Dopinglabor in Kreischa nahe Dresden, eines der beiden IOC-akkreditieren Labore in Deutschland. Doch dazu bräuchte er zusätzliches Personal und mehr Analysetechnik: Das Testverfahren ist äußerst kompliziert.

Vor diesem Hintergrund kann ich einfach nicht glauben, dass die Dopingbekämpfung im Fußball ernsthaft vorangetrieben wird. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass die Schlupflöcher so groß sind und die Motivation der Verfolgung so gering, dass sich hieraus geradezu eine Einladung zu Dopen ergibt. Auch verstärkte Kontrollen und neue Verfahren stimmen mich nicht optimistisch.

Erstmals wird das Blut zur Doping-Kontrolle herangezogen

Bei der EM gab es eine Neuerung bei den Doping-Kontrollen. Erstmals wird auch das Blut zur Analyse herangezogen. Dazu schreibt diepresse:

Wie viel Blut muss jeder Spieler lassen? „Für die Vollblutprobe werden je drei Milliliter für A- und B-Probe abgenommen. Zudem werden zweimal fünf Milliliter Blut genommen, aus denen das Serum gewonnen wird“, erklärt Gmeiner die Details der neuen Regelung, durch die heuer erstmals in der Geschichte der Europameisterschaft jeder Dopingtest aus simultanen Blut- und Urinproben bestand. Das Blut kann auf Substanzen getestet werden, die im Harn nicht nachweisbar sind.

Auch Eigenblut-Doping kann nur über ein Blutprofil erkannt werden. „Das Blutprofil ist immer nur ein Hinweis auf ein mögliches Doping“, sagt Gmeiner. Denn das Profil lässt sich nicht in klare Grenzwerte einteilen, sondern ist nur im Vergleich über die Zeit sinnvoll. Pro Spieler wird das Blutprofil in einer Datenbank gespeichert, sodass plötzliche Veränderungen von Hämatokrit und Hämoglobin im Labor erkannt werden können. Im Harn wird die komplette Dopingliste getestet, die von der WADA (Welt Anti-Doping Agentur) festgelegt ist. Auch Doping durch EPO (Erythropoetin), ein Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen, der besonders im Radsport für zahlreiche Dopingskandale gesorgt hat, kann so nachgewiesen werden.

Ist das der Schritt in Richtung seriöser Überprüfung? Nein, denn auch im Blut sind viele Substanzen und Doping-Praktiken nicht nachweisbar. Erst ein Blutpass, in dem die regelmäßig gemessenen Blutwerte hinterlegt sind, kann beweisen, dass manipuliert wird. Dafür müsste nicht mehr die Substanz nachgewiesen werden, sondern nur die abnormale Veränderung der relevanten Werte. Gibt es diesen Pass im Fußball? Nein.

Auch eine Reportage im Deutschlandfunk kommt zu dem Schluss, dass man nicht glauben sollte, dass der Fußball – trotz ausgeweiteter Kontrollen bei der EM – eine Doping-freie Zone sei. Vielmehr sei davon auszugehen, dass im Fall Fuentes auch einige Fußballer, sogar ganze Mannschaften involviert seien.

Der letzte Fall. Spanien. Die Opercion Puerto, die Affaire um den spanischen Frauenarzt Fuentes. An die 200 Sportler soll er mit Dopingmitteln und -methoden versorgt haben. Bisher sind nur Radsportler bekannt. Aber auch Fußballer sollen seine Kunden gewesen sein.

Das schrieb vor eineinhalb Jahren Stéphane Mandard, der Sportchef der renommiertesten französischen Tageszeitung, Le Monde. Fuentes, so sagt uns Mandard in Paris, habe ihm mehrere Dokumente gezeigt, demnach soll Fuentes Spieler von Real Madrid und dem FC Barcelona gedopt haben.

“Diese Dokumente waren die Medikations-Pläne für eine ganze Saison, da standen keine bestimmten Spielernamen, aber Nummern. Und da stand beispielsweise auch Saison 2005/2006 FC Barcelona. Und in diesen Plänen hatte Fuentes Zeichen aufgemalt, IG, einen Kreis oder einen Kreis mit einem Punkt.”

Diese Zeichen hat die spanische Polizei, die Guardia civil, entschlüsselt. Sie stehen für Wachstumshormon, anabole Steroide und EPO. Also doch beim Heiligtum Fußball Doping Realität?

Wir fahren nach Aigle, ebenfalls wie die UEFA am Genfer See gelegen. Pat McQuaid, der Präsident des Weltradsportverbandes, bestätigt uns erstmals, dass auch Fußballer Fuentes’ Kunden gewesen sein sollen. McQuaid erzählt von einem Treffen in Madrid vor zwei Jahren mit dem spanischen Sportminister Lissavetzky und den zuständigen Ermittlern:

“Da wurde mir gesagt, es seien keine 200 Radfahrer Fuentes-Kunden gewesen, nur etwa 50 bis 60. Es seien nämlich auch andere Sportarten involviert. Welche Sportarten fragte ich? Und die Antwort war, Fußball. Leichtathletik, Schwimmen und Tennis.”

Gegenüber der UEFA sagte das spanische Sportministerium dann aber, Fußballer seien nicht bei Fuentes gewesen. Gedächtnisverlust oder Vertuschungstaktik?

Die Affäre Fuentes und das Anti-Doping-Programm der Europameisterschaft. Beides könnte noch ziemlich stürmisch für den Fußball enden. Durch weitere Enthüllungen und positive Fälle in Sachen Doping. Die Ruhe des Lac Leman – des Genfer Sees – wird das nicht verändern.

Allerdings zeigt gerade der Fall Fuentes, dass es im Fußball auf europäischer Ebene ein funktionierendes Schweigekartell gibt. Denn bis heute ist von keinem konkreten Fall, den Fußball betreffend,  zu lesen.

Keine Beweise – Kein Doping

Die Logik der Akteure im Fußball ist bestechend einfach, wie Malte Oberschelp und Daniel Theweleit zeigen. Wenn nichts gefunden wird, dann wird auch nicht gedopt. So einfach ist das.

In Frankreich [bei Olympique Marseille] wurde nur nie ermittelt. Es ist unbekannt, was die Spritzen enthielten. “Bis heute weiß ich nicht, was es war”, schreibt Cascarino. “Ich klammere mich an die Hoffnung, dass es legal war, aber ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass es das nicht war. Was auch immer es gewesen ist, meine Leistung verbesserte sich.” Einen positiven Befund gab es nie. Genau dies gilt im Fußball oftmals als hinreichender Beweis, dass tatsächlich nicht gedopt wird. Es ist sogar ein weit verbreiteter Glaube, dass verbotene Substanzen überhaupt keine Rolle spielen, zu vielseitig seien die Anforderungen an Körper und Geist. “Doping ergibt in diesem Sport keinen Sinn”, sagt Thomas Pfeifer, der Mannschaftsarzt von Bayer Leverkusen und Vertreter der DFL in der Antidopingkommission des DFB.

(…) Pfeifer verteidigt die Fußballer mit einer erstaunlichen Vehemenz. “In unserem Kontrollsystem kommt Doping früher oder später ans Licht, das würde ich einfach so behaupten”, sagte er und bekräftigt: “In Deutschland würde ich für jeden Club meine Hand ins Feuer legen.”

Das kann er nur sagen, weil er weiß, dass auch in Zukunft nichts nachgewiesen wird, weil keine es funktionierenden Verfahren zum Nachweis gibt. Und wie gesagt, wenn nichts gefunden wird, wird auch nicht gedopt. Es wird wohl aber gedopt. Und warum findet sich dann nichts?

“Früher wurden Medikamente benutzt, die zu medizinischen Zwecken entwickelt wurden, heute werden Substanzen allein zum Dopen hergestellt”, sagt Toni Graf-Baumann, Vorsitzender des Dopingkontrollausschusses der Fifa. “Da gibt es ein mafiöses Business dahinter.” Roland Augustin, Chef der deutschen Antidopingagentur Nada in Bonn, vermutet solche Labore im “Umfeld der russischen Kosmonauten”. Chemisch sei da “relativ einfach was zu machen”.

Raffaele Guariniello hat eine klare Meinung zu diesen Fragen. (…) “Die Dopingpraktiken wurden lediglich verfeinert”, sagt der kleine Mann, der in einem abgedunkelten Büro im Justizpalast von Turin arbeitet. Seine Stimme surrt leise, manchmal huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Die Indizienlage gegen Juventus war erdrückend, die Blutwerte legten ein systematisches Doping mit Erythropoetin nahe. Die unter den Kürzel Epo bekannte Lieblingsdroge der Radfahrer fördert die Produktion roter Blutkörperchen und führt zu stark verbesserten Ausdauerwerten. Positive Tests gab es trotz aller Hinweise bei Juve nicht. Denn es gibt Lücken im System.

Und diese Lücken kann man ganz konkret benennen, wenn man sich die Kontroll-Praxis einmal näher anschaut, wie sport-transparency dies getan hat:

Spricht man Offizielle des größten Deutschen Sportverbandes, des DFB, auf das Thema Dopingkontrollen an, so hört man unisono, dass das Kontrollnetz im deutschen Fußball das dichteste der Welt sei. Gemeint ist damit das Wettkampfkontrollsystem. Dass dies allerdings nur die eine Seite der Medaille ist, wird bewusst unter den Teppich gekehrt. In Wahrheit ist das “dichteste Doping-Kontrollsystem der Welt” wohl auch eines der uneffektivsten. Bei etwa 900 unter Vertrag stehenden Profis der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga finden innerhalb einer Saison gerade einmal 70 Trainingskontrollen der beauftragten NADA statt. Anders ausgedrückt wird lediglich 0,2 Prozent dieser Fußballprofis pro Spielwoche zur Abgabe einer Urinprobe während des Trainings gebeten. Will man allerdings Dopinganalytikern, wie Professor Geyer von der Deutschen Sporthochschule Köln, Glauben schenken, so ist gerade die Trainingsphase die Zeit, in der unerlaubte Mittel sinnvollerweise zum Tragen kommen. Auch Epo-Doping – von vielen Sportmedizinern im Fußball fälschlicherweise als nicht zielführend abgetan – könnte im Training angewandt werden, ohne aufzufallen, da das durch Injektion verabreichte Präparat im Regelfall nach 48 Stunden nicht mehr nachweisbar ist, die Wirkung allerdings noch über einen viel längeren Zeitraum anhält. Da im Wettkampf keine Blutkontrollen durchgeführt werden, kann auch kein ungewöhnlich hoher Hämatokrit-Wert festgestellt werden. Ergo ist das eigentlich dichteste Doping-Kontrollnetz der Welt völlig sinnentlehrt.

Der deutsche Fußball ist clean

Noch einmal Thomas Kistner, diesmal in der SZ. Er stellt fest, dass der deutsche Fußball so sehr darauf beharrt, dass er heute sauber sei. Das wiederum macht ihn zu recht stutzig:

Wenn der Fußball heute so kategorisch seine Reinheit beschwört, muss das stutzig machen. Hier hat wie überall sonst zu gelten, dass Ärzte und Athleten, die Illegales praktizieren, dies öffentlich abstreiten werden. Umgekehrt werden jene, die Doping bekämpfen, nie ins Zentrum betrügerischer Maßnahmen vorstoßen. Heißt: Die einen werden stets lügen, die anderen nie drin sein in der Materie.

Gerade der Fußball, der nie wie andere Sportarten um staatliche Fördermittel bangen musste, hat sich stets dem Zugriff externer Kontrollen verweigert. Die paar Trainingstests heute sind wirkungslos, wenn gutverdienende Profis zu modernen Fitmachern greifen. Deshalb sind die paar überführten Sünder auch kein Beleg für einen sauberen Sport.

Ich bin stutzig geworden. Und werde es wohl auch bleiben. Das Thema Doping im Fußball ist bisher zu wenig diskutiert worden. Das wiederum muss nicht so bleiben.

Was ist eure Meinung zu Doping im Fußball?

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18 Kommentare

  1. Stephan
    Erstellt am 5. Januar 2009 um 17:59 | Permanent-Link

    Hossa!

  2. Erstellt am 5. Januar 2009 um 18:14 | Permanent-Link

    Genialer Beitrag…und sowas von überfällig. Dass es keine nachgewiesenen Fälle von systematischem Doping gibt, stimmt leider auch nicht ganz so. Die Analyse der Blutwerte der Juventus-Spieler der Jahre 94-98 (aufgrund von Anschuldigungen ihres Ex-Trainers Zeman!) ergab doch sehr eindeutige Testergebnisse auf EPO für Del Piero, Deschamps, Montero, Conte und Tacchinardi und mindestens noch 5 weitere damalige Spieler. Zeitgenossen erinnern sich auch noch an die doch sehr schnelle Entwicklung del Pieros vom schmalen Jüngling zur muskelbepackten Kampfmaschine. Es gibt auch noch ein paar schöne Fotos von Cannavaro am Tropf…usw. usf. Wenn ich es schaffe, such ich mal was dazu raus.

    Leider zog 2004, zum Zeitpunkt der Untersuchungen, Moggi noch die Strippen und so wurden die Anschuldigungen in schönster italienischer Manier natürlich totgeschwiegen, verschleppt, verjährt – jedenfalls kam am Ende nichts raus und dann wurde der ganze olle Doping-Kram sowieso durch die viel aktuellere Bestechungsaffäre von Moggis Juve überdeckt. Hier wurde mal wieder eine schöne Gelegenheit verpasst, etwas Licht ins Dunkle Geschäft zu bringen. Gedopt wurde und wird also munter weiter, nicht nur bei der Juve.

  3. Erstellt am 6. Januar 2009 um 12:33 | Permanent-Link

    wow… das erschlägt einen erstmal. du hast super viele infos zusammen getragen, die gut zu einander passen und sehr spannend sind. mir fehlt noch ein wenig die moderation und das an die hand nehmen in diesem dossier und der anstoß zu fragen, die man diskutieren kann. aber weiter so!!

  4. Erstellt am 6. Januar 2009 um 12:45 | Permanent-Link

    @ MisterMadunina:
    Ja, Juventus ist natürlich immer ein Thema, wenn es um systematisches Doping geht. In den verlinkten Beiträgen wird der Fall häufig erwähnt. Und der Fall ist eigentlich einen eigenen Beitrag wert.

    @Jens:
    Sorry, ist tatsächlich ein ziemlicher Brecher geworden. Vielleicht hätten es auch drei Beiträge werden können. Naja…
    Mir ging es in erster Linie um die Begründung, dass Doping im Fußball ein Thema ist. Jetzt folgt der nächste Schritt: Fragen stellen und diskutieren. Mit Max von der Taktikbesprechung haben wir ja noch einen weiteren Mitstreiter. Aus diesem Dossier lassen sich ja verschiedene Themen und Fragen ableiten und dazu weiter recherchieren. Wie gesagt: ein Anfang. :-)

  5. willischulz
    Erstellt am 7. Januar 2009 um 19:07 | Permanent-Link

    Tolle Zusammenstellung der Fakten!! Vielen Dank!!

    Der Nachweis von systematischem Doping bei der Tour hat zu ihrem Quasi-Tod geführt, denn das Interesse der Öffentlichkeit und damit derWerbeträger tendiert gen Null. Hat mir weh getan, denn ich habe die Tour immer gern verfolgt, obwohl ich auch immer “ahnte”, dass es bei “einigen Fahrern” (Lieblingsfeindbild Lance…) nicht mit “rechten Dingen” zugehen konnte. O.K., der Abschied ist durch…

    Und nun auch noch der Fußball??? Konsequent wär’s, sich jetzt schon abzuwenden und nicht den “arglos Enttäuschten” zu spielen, wenn’s sich nicht mehr verheimlichen lässt..

    Die “Unterhaltungsindustrie” (i.w.S.) kämpft mit allen Mitteln, das “Gebirge des Schweigens” (eine wirklich treffende Metapher) für “unaufsteigbar” zu erklären. Ein Aber-Milliarden-Markt weltweit würde sonst gnadenlos einbrechen. (Wenn ich z.B. Thomas Pfeiffer hieße und Mannschaftsarzt von Bayer Leverkusen wäre, würde ich als Begründung sagen:”….das würde ich einfach so behaupten” und dafür “…meine Hand ins Feuer legen”.)

    Dass also gedopt wird „wissen“ wir, aber wir können es allenfalls deduktiv beweisen, indem wir nachweisen, dass Nicht-Doping den immanenten Gesetzen des Leistungssports unter Verwertungs-zwang jeder(!) Logik entbehrt. Dass wir „wissen“, dass gedopt wird, „wissen“ wir nun auch, sozusagen das „Wissen“ 2. Ordnung.

    Die „verdammte Scheiße“ ist einfach die, dass wir „es“ „wissen“ und trotzdem weiter (nicht nur)
    jeden Samstag mitmachen. Irgendwie halte ich (ich verlasse mal den Plural) verbissen, trotzig, hartnäckig und absolut kindlich an meinem Lieblingsspielzeug, das ich in halb-bewussten Zustand unterm Weihnachtsbaum fand, fest…..

    Es gebe noch viel mehr dazu zu sagen, aber ich gehe jetzt erst mal zum Fußball …..

  6. Erstellt am 7. Januar 2009 um 19:57 | Permanent-Link

    Würde ich die Konsequenz aus meinen Annahmen ziehen, dann müsste ich dieses Blog sofort schließen und mein zukünftiges Leben als Sport-Asket verbringen (btw.: Ist die Domain noch zu haben? Nur für den Fall der Fälle…)

    Die Tour de France ist in vielerlei Hinsicht ein interessantes Beispiel. So stellt sich die Frage, ob die Einschaltquoten, der Werbemarkt, etc. eingebrochen sind, weil gedopt wurde oder weil es herauskam oder weil nicht seriös gegen Doping vorgegangen wurde?

    Systematisches Doping im Fußball wäre ein gigantischer Skandal. Aber auch die Italiener haben es überlebt (wobei dieses Völkchen sich sowieso dadurch auszeichnet, mit Korruption, Skandalen und Ähnlichem ziemlich unbeeindruckt umzugehen).

    Ich glaube, dass auch der Fußball einen Doping-Skandal überleben könnte. Wenn er im Anschluss dafür sorgen würde, dass systematisches Doping unmöglich wäre. Dann stellt sich allerdings wieder die Frage, ob wir solch einen Fußball noch sehen wollen…

    Auf Grundlage dieses Dossiers werde ich in den kommenden Tagen ein paar Thesen zu Doping im Fußball vorlegen. Sie sind in Arbeit…

  7. Erstellt am 7. Januar 2009 um 20:29 | Permanent-Link

    Also Thema Tour: Ich bin mir sicher, dass noch genügend Leute schauen würden, wenn Ulle mitfahren würde und alle wissen, dass er gedopt ist. Die Tour an sich übt ja schon (eine) die Faszination aus, genauso wie es die Bundesliga tut. Wichtiger sind Sponsoren, die ja nicht eine theoretisch schlechte Sache unterstützen dürfen.

  8. Erstellt am 7. Januar 2009 um 20:35 | Permanent-Link

    Wobei es zumindest bei der Tour so ist, dass Sponsoren, die Teams mit Doping-Fällen unterstützt haben, in der Kundenmeinung nicht gesunken sind. So ist zumindest der Tenor in der Berichterstattung gewesen. Dein Argument ist damit allerdings noch nicht entkräftet, weil Sponsoren ein “schlechte Sache” auch dann nicht unterstützen wollen, wenn das Sponsoring noch funktionieren würde.

  9. Erstellt am 10. Januar 2009 um 20:28 | Permanent-Link

    Das Dossier stand schon ein paar Tage auf meiner Lese-Liste, aber nie habe ich mich aufraffen können, es zu lesen. Ein Fehler, wie sich gerade herausgestellt hat!

    Es sind unfassbar viele Informationen und trotzdem ist der rote Faden gut erkennbar. Respekt! Ich hab mich wirklich festgelesen und hab immer wieder ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Prinzipiell will ich den Profi-Fußballern nicht unterstellen, dass gedopt wird – ohne den Gegenbeweis gilt für mich weiterhin die Unschuldsvermutung -, aber dass Dopingkontrollen so locker «verwurzelt» sind, hätte ich nicht erwartet.

  10. Konnopke
    Erstellt am 11. Januar 2009 um 23:30 | Permanent-Link

    Beschäftige mich auch schon länger mit dem Thema.

    Ich möchte in der Bundesliga hierbei auf den Fall Klasnic hinweisen und auf die generelle Praxis des “Fit-Spritzens”.

    Gerade bei Hertha ist es ja üblich, ein Pantelic wurde in der Vergangenheit mit Spritzen in den Rücken ja geradezu bombadiert.

    Auch möchte ich auf die hervorragende Dokumentation “Blut und Spiele” hinweisen, die ein schönes bzw. unschönes Bild von der gesamten modernen Sportwelt zeichnet.

    http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,bbyh4ch7ffl47vdt~cm.asp

    http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,6kh2yagy8xcz5ged~cm.asp

    Zum Thema Tour: Ich glaube die anhaltende negative Berichterstattung sowie das Fehlen und Ausschließen der großen / bekannten Fahrer war am ehesten für den Einbruch der Quoten verantwortlich.

    Nach der Tour und Festina ’98 wussten wir alle, dass flächendeckend gedopt wird, ich scherzte mit meinem Kumpel jahrelang, dass der olle Lance das bessere Pharmaunternehmen im Rücken habe als Ulle.

    Und ich denke die Masse der Zuschauer dachte auch so. Es war uns nur schlichtweg egal. Ein bisschen wollen wir Zuschauer ja auch das aufgebauschte überhöhte Spektakel mit den großen Konkurrenten, die sich wie beim Western duellieren. Am Ende fuhren nur noch No-Name Fahrer mit, die keinen mehr interessierten, das gab m.E. den viel größeren Ausschlag als das Doping.

  11. hilti
    Erstellt am 13. Januar 2009 um 00:37 | Permanent-Link

    Nun Max, wenn man mit einem Begriff aus dem Strafrecht wie “Unschuldsvermutung” kommt, dann darf man den nicht alleine stehen lassen. Man muss den Bruder “begründeten Anfangsverdacht” leider auch nennen.

  12. Erstellt am 13. Januar 2009 um 16:49 | Permanent-Link

    @hilti: Wir können gerne beides nennen, sowohl den Anfangsverdacht als auch die Unschuldsvermutung. Ich würde keineswegs meine Hand für irgendeinen Sportler ins Feuer legen.
    Gerne beides, damit habe ich überhaupt kein Problem.

  13. jumbok
    Erstellt am 23. Februar 2009 um 14:30 | Permanent-Link

    Zunächst mal: Doping im Fußball bringt überhaupt nichts! Das Zeug muss in die Spieler!

    Habe mich diese Saison schon etwas gewundert, wieso ausgerechnet die Hoffenheimer jedes Spiel 90 Minuten wie die Wahnsinnigen rennen können. Kann ja am tollen Training und lecker Müsli liegen. Muss aber nicht. Beim Fußball ist ja wohl wichtig, dass mit der Kraft die Konzentration und die Genauigkeit nachlassen. Die TSG ist besonders erfolgreich in den letzten 30 Minuten der Partien (abgesehen von denen, die nach einer Stunde sowieso schon entschieden sind. Ehrlicherweise: Kann aber auch sein, dass ich das statistisch nicht sauber nachweisen kann und sehr polemisch bin, weil ich den Club nach seinem üblen Auftritt in Bochum hasse wie die Pest ;-) ). Insbesondere zwischen der 60. und 80. Minute treffen sie besonders gerne, die Racker aus der Fußballhochburg SAP. Das ist genau der Zeitpunkt (bzw. -raum), zu dem üblicherweise die erschöpftesten Spieler eines Teams ausgewechselt werden. Um diesen bitterbösen Verdacht (bzw. meine zugegebenermaßen bösartigen Unterstellungen) näher zu untersuchen, wollte ich mal die Dopingwundertaten in der Serie A von Juve in den Jahren 95 bis 98 vergleichen. Leider habe ich aber bislang noch keine Statistiken gefunden, aus denen man erkennen könnte, wann denn so die Buden für Juve zu Dopingzeiten fielen, und ob es möglicherweise signifikante Auffälligkeiten gibt. Wer kann helfen?

  14. SatanClaus
    Erstellt am 9. März 2009 um 11:37 | Permanent-Link

    Wirklich ein sehr gut recherchiertes Dossier. Viele der Artikel kannte ich ja schon, aber in dieser konzentrierten Form geben sie wirklich ein aussagekräftiges Bild ab. Leider werden die Dopingfälle im Fußball in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch “stiefmütterlich” behandelt. Auch weil die sonst so hehren Doping-Jäger bei den Ö/R auf dem Fussball-Auge blind zu sein scheinen. Es war leicht, den Radsport zu verdammen, da die Quoten schon vor dem “Ausstieg” am sinken waren – selbiges Vorgehen beim Fußball halte ich jedoch für ausgeschlossen, käme es doch für ARD und ZDF dem sprichwörtlichen “Schuß in den eigenen Fuß” nahe. Dabei ist die weiße Weste des sauberen Sports “Fußball” schon seit Hoyzer mehr als nur befleckt. Aber die Herren beim DFB sind bekannt für ihre Politik der ruhigen Hand – ob es um Fankrawalle, Rassismus oder um so lästige Randprobleme wie Wett- und Dopingskandale geht. Aber so lange Sportpolitiker wie Danckert und Co. anderen Sportarten die Fördermittel streichen, man sich die Mattscheibe bei den Ö/R nur noch mit einigen wenigen “sauberen” Sportarten wie Boxen und Wintersport teilen muss – so lang ist heile omnipräsente Fussballwelt in ihrem Elfenbeinturm sicher. ;)

  15. wikipedia
    Erstellt am 14. März 2009 um 12:56 | Permanent-Link

    et bien moi je sus fan de tes articles quoi qu’on puisse en dire ! lol

  16. Erstellt am 15. April 2009 um 16:41 | Permanent-Link

    KARDEŞLER VALLA BEN ANLAMADIM İNGİLİZCE YAZIYOR. BEN TÜRK’ÜM İNGİLİZ DEĞİLKİ TÜRKÇE YAZIN BE ŞUNU

  17. Erstellt am 15. April 2009 um 16:55 | Permanent-Link

    @Fatih: Sorry, der Blog ist nur in Deutsch und wird automatisch übersetzt. Probier es doch einmal mit der türkischen Übersetzung des Beitrags: http://www.welt-hertha-linke.de/tr/doping-im-fussball-ein-dossier.html/

  18. Klaus S.
    Erstellt am 22. August 2009 um 01:20 | Permanent-Link

    Doping im Fußball bringt überhaupt nichts. Das Zeug muß in die Spieler!

16 Trackbacks

  1. Von Pillenpackung VIII | catenaccio am 6. Januar 2009 um 12:25

    [...] durch die Sperre für den Bulgaren Pawlow, haben Max von der Taktikbesprechung und Enno von Welt-Hertha-Linke, sich auch zum Thema [...]

  2. Von links for 2009-01-06 | Du Gehst Niemals Allein am 6. Januar 2009 um 13:04

    [...] Doping im Fußball – Ein Dossier | Welt Hertha Linke Watt'n Riemen! Fußballdopingdossiers kommen offenbar langsam in Mode (tags: doping links medizin historie) [...]

  3. [...] Und an dieser Stelle stoßen wir auf den Kern des Falls. Die Trainings- und Wettkampfkontrollen im Fußball sind lachhaft, ebenso gibt es keinen ernsthaften Willen, konsequent gegen Doping vorzugehen, wie im Dossier über Doping im Fußball nachzulesen ist. Um eine glaubhafte Außenwirkung als Anti-Doping-Kämpfer aufrecht zu erhalten, muss ein kontrollierender Verband in unregelmäßigen Zeitabständen dafür sorgen, dass jemand bei den Kontrollen ins Netz geht. [...]

  4. Von Blog[CHA] v2 am 9. Januar 2009 um 00:57

    Wir doch nicht – Nein ……

    Scheinwelt Fußballs? Neues aus der Dopingszene? Gääähn! Nicht schon wieder.
    Selbst in dieser Kombination klingt das ganze nicht viel spannender, denn wirklich aufschlussreiches ist doch eigentlich nicht zu erwarten. Wer sich dennoch ein paar Minute…

  5. Von Abenteuer Fussball » Zum Doping im Fussball am 10. Januar 2009 um 19:53

    [...] Analyse der Situation abzugeben. Das aber ein Umdenken eingesetzt hat, zeigt, dass sich einige Blogs für das neue Jahr eine ausführliche Berichterstattung über das Thema „Doping im Fussball“ [...]

  6. [...] tut sich was zum Thema Doping im Fußball. Anbei eine aktuelle Lese-Empfehlung gedopter Blogger, die sich des Fußballs angenommen [...]

  7. Von Was vom Tage übrig bleibt (15) : jens weinreich am 13. Januar 2009 um 19:18

    [...] Aljets bietet auf Welt Hertha Linke ein Dossier zur Berichterstattung über Doping im Fußball. Unbedingt [...]

  8. Von RammBlog am 18. Januar 2009 um 04:25

    Doping im Fußball…

    Ein lange mit spitzen Fingern angefasstes Thema. Permanent war zu hören, dass Doping im Fußball ja nichts bringen würde und aus diesem Grund waren die Kontrollmechanismen bisher auch eher lächerlich. Wohl dem, der daran glaubt. Ich …

  9. [...] Dossier zum Thema Doping im Fußball habe ich das Thema Fuentes und Fußball bereits angeschnitten. Am Wochenende wartete die [...]

  10. [...] Der Artikel vom Hertha BSC Berlin Blog [...]

  11. Von Alles nur Zufall? « Taktikbesprechung. am 21. Januar 2009 um 16:08

    [...] Fußball wurde in verschiedenen Blogs zuletzt heiß diskutiert (an dieser Stelle sei besonders das Dossier von Enno bei Welt-Hertha-Linke hingewiesen). Nun kam ein neuer Fall ans [...]

  12. [...] mal verlinkt: Dossier “Doping im Fußball” auf Welt Hertha [...]

  13. [...] etwas älter aber immer noch äußerst lesenswert: Das akribisch zusammen getragene Dossier “Doping im Fußball” bei Welt Hertha Linke. Ralle Rangnick wurde damit neulich beim Einsteigen in den Mannschaftsbus [...]

  14. [...] dass darunter eine schlampige Farce durchblitzt. Besonders wenn man sich dieses umfangreiche Dossier zum Thema “Doping im Fußball” durchliest stellt man sich ernsthaft die Frage, wie es wohl in den nächsten Jahren weitergehen [...]

  15. [...] Konsequenzen beim DFB zu ziehen. Statt dessen eiert der selbstverliebte Verband wie gewohnt im Doping-Sumpf herum und wäscht sich und die beteiligten Akteure rein. Frei von Schuld wollen sie sein. Aber [...]

  16. [...] die Tatsache, dass  der DFB dennoch darauf verzichtete, ein deutliches Zeichen im Kampf gegen Doping im Fußball zu setzen. Die ausgesprochenen Geldbußen sind nichts Anderes als lächerliche Alibistrafen, die [...]

  • Linke Herthaner?

    Die Welt-Hertha-Linke wurde ins Leben gerufen, um zu dokumentieren, dass es uns gibt: linke Fans von Hertha BSC. Auf diesem Blog begleiten wir den Weg der alten Dame und schauen dabei gerne auch mal über den Tellerrand. Mehr über dieses Blog und die Beweggründe der Welt-Hertha-Linke gibt es hier zu lesen.
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