Schon seit Jahren – man könnte schon fast sagen seit einem Jahrzehnt – hat Hertha ein Zuschauerproblem. Nach dem Aufstieg nahmen die Zuschauerzahlen erheblich ab und stagnieren jetzt seit einigen Jahren vor sich hin. Der Verein hat das Problem erkannt und tut alles mögliche, um die Stadt für den Fussball zu begeistern. Es wird viel Öffentlichkeitsarbeit und Werbung gemacht Gutscheine verteilt und Image-Kampagnen gestartet, doch der Erfolg bleibt bislang aus.
Dabei ist die Lösung des Problems so einleuchtend und banal:
Der Online-Ticketshop ist so unprofessionell, dass der eine oder andere potenzielle Stadionbesucher nach einiger Zeit aufgibt und sein Wochenende lieber im Zoo verbringt.
Vor einer Woche habe ich seit langer Zeit mal wieder den Ticketshop besucht und versucht an Karten zu kommen. Meine Mission: 2x Ostkurve für das Freitagsspiel gegen Duisburg und 4x Block P (darunter ein Schüler) sowie 2x Block K-L (ebenfalls eine ermäßigte Karte) für das Spiel gegen Werder Bremen.
Ganz unverhofft gab ich also an, dass ich gerne zwei Karten für die Ostkurve hätte. Nachdem ich ein schwer zu entzifferndes Captcha eingeben durfe, geriet ich auf eine Seite, die mir die Auskunft gab, meine Suche sei aus einem von mehreren möglichen Gründen nicht erfolgreich gewesen. Nach drei Versuchen kam dann ich zu der Annahme die Ostkurve sei offenbar ausverkauft.
Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Da in der Ostkurve freie Platzwahl ist, hatte ich nun den Plan die Karten separat auszuwählen und eine Bestellung für beide Karten abzugeben. Doch das geht nicht! Der Shop erlaubt pro Ticketanfrage nur eine Bestellung. Weil pro Bestellung für die Tickethinterlegung am Stadion eine Gebühr von 3,80€ fällig wird, war das daher auch keine Option für mich.
Kurz bevor ich die Karten über die Tickethotline bestellen wollte, entdeckte ich einen weiteren Fehler: Der Ticketshop zählt den Block T nicht zur Ostkurve! Durch die Nichtselektierung der Preiskategorie “Ostkurve” kann man einige Blöcke explizit auswählen. Gottseidank waren in Block T noch zwei Karten verfügbar, die ich dann endlich bestellen konnte.
Jetzt brauchte ich nur noch Karten für das Werderspiel.
Das Spiel gegen Werder Bremen ist zwar noch nicht von der DFL terminiert, doch Hertha geht einfach mal davon aus, dass das Spiel an einem Samstag stattfinden wird. Zum Glück war ich informiert so das mir dieser Fehler Seitens des Ticketshops nicht zum Verhängnis wird.
Über die Blockauswahl kann man den P-Block leider nicht auswählen. Also versuchte ich über die Sektion “Kurve Osttor” mein Glück. Die Sektionen sind nirgends genauer erläutert. Zwar ist eine Preisspanne für die Sektionen angegeben, mehr aber auch nicht. Doch zum Glück weiß ich ja in welcher Sektion sich Block P versteckt…
Leider wurden mir aber keine Karten für meinen Wunschblock, sondern für den Oberring angeboten. Der Ticketshop wählt, scheinbar nach dem Zufallsprinzip, irgendwelche irgendwelche Plätze in der gewünschten Sektion aus… Nach 10 weiteren Captcha-Eingaben ohne Erfolg rief ich entnervt bei der Tickerhotline an. Dort wurde ich von einer männlichen Bandansage begrüßt, die von der Tonqualität schlechter als die meines alten Anrufbeantwortest ist, und aufgefordert ein paar Zahlen einzugeben. Nach einiger Zeit in der Warteschleife wurde ich dann zu einer Dame durchgestellt, die mir doch tatsächlich noch 4 Karten für den P-Block reservieren konnte. Die ganze Aktion hat mich etwa eine Stunde gekostet, aber was tut man nicht alles für seinen Verein…
Fazit: Wer unsummen in teure Kampagnen steckt, sollte lieber mal versuchen über den Ticketshop schnell und unkompliziert Karten zu bestellen. Online-Ticketing steckt schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen und auch die Berührungsängste der Kundschaft haben sich inzwischen reduziert. Daher ist es für einen Bundesligisten um so wichtiger einen leicht verständlichen, benutzerfreundlichen Ticketshop zu führen. Da helfen noch so tolle Plakate nichts: Das Problem ist und bleibt die faule Wurzel!
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4 Kommentare
Es ist wirklich unfassbar, wie schlecht das Ticketsystem der Hertha mittlerweile ist. Man muss aber auch sagen, dass das vor der Umstellung mal richtig gut war. Man konnte sich damals die einzelnen Sitzplätze auswählen und sogar virtuell von diesem Platz in das Olympiastadion schauen und überprüfen, ob der Platz geeignet ist. Das waren noch Zeiten…
Endlich komme ich mal wieder zu einer Gegnerbeobachtung zwei.punkt.null und kann mir in aller Ruhe die zahlreichen Blogs und Beiträge der Schalker zu Gemüte führen. Die meisten Blogs lese ich sowieso schon regelmäßig, aber heute kann ich sie auch zur Vorb
Um mich selbst von dem “komplizierten” Online-Ticketing zu überzeugen, habe ich ebenfalls versucht Karten zu kaufen. Mein Fazit fällt gegenteilig aus. Ich finde Hertha hat einen guten Shop erwischt! Falls du noch Online-Ticketshops suchst die wirklich kompliziert und undurchschaubar sind, schau doch bitte mal bei FC Bayern München oder Borussia Dortmund vorbei (das sind einfach mal zwei Vereine die keine Zuschauerprobleme haben). Desweiteren kann ich dir nur die Seite des S04 empfehlen, auf anhieb ist da gar nichts von Tickets zu finden.
Dieser Artikel gibt nun nicht gerade eine Lösung an, sondern versucht zwanghaft schlau zu sein.
PS: Ich habe den Artikel zufällig des Titels “Die Lösung Herthas Zuschauerproblems” gefunden. Die passt einfach nicht!
Hallo Philip,
für einen Gelegenheitsstadiongänger, dem egal ist, wo er sitzt, mag der Tickershop in Ordnung sein.
Vor etwa 5 Jahren wurde das Online-Ticketing bei Hertha über Sportfive abgewickelt. Man konnte sich damals sogar in die Blöcke “klicken” und freie Plätze selektieren! Diesen Rückschritt kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wer etwas ausgefallenere Wünsche beim Kartenkauf hat, sollte heutzutage lieber zur Theaterkasse gehen. Das finde ich sehr schade!
Bayern München und der BVB haben es aufgrund ihrer sportlichen Erfolge bzw. ihrer Tradition “nicht nötig” einen ordentlichen Ticketshop online zu stellen. Hertha hat das schon! Dass der Ticketshop die Ursache des Zuschauerproblems ist, ist selbstverständlich (bewusst) etwas überspitzt formuliert gewesen.