Der UEFA ist in ihrem rührseligen Kampf gegen Doping im Fußball wieder ein Betrüger ins Netz gegangen. Allerdings ist es nur ein winzig-kleiner Fisch, den die UEFA aus der trüben Suppe heraus gefischt hat und anschließend mit einer drakonischen Strafe belegte. Nikolaj Pawlow muss das Bauernopfer in der heuchlerischen Anti-Doping-Inszenierung des europäischen Fußballverbandes spielen. Worum geht’s?
Pawlow wurde im August positiv auf Testosteron getestest. Schuld sei aber nur eine Salbe, die ein Arzt verabreicht habe, woraufhin die UEFA nun eine Sperre verhängt hat. Das wirft Fragen auf, die sich in solch einem Fall immer stellen müssen. Damit ist es aber nicht getan. Ich sehe in diesem Fall ein Paradebeispiel für den Umgang mit Doping, was die UEFA angeht.
Die aktuelle Schmierenkomödie des europäischen Verbands soll uns allen weismachen, dass der Fußball sauber sei und die Kontrollen die wenigen Übeltäter mit Sicherheit ans Licht der Öffentlichkeit bringen würden. Nikolaj Pawlow ist in dieser Hinsicht ein klassischer Doping-”Unfall”, ohne böse Absicht, ohne Systematik und sowieso nur einen armen Einzeltäter betreffend. Auch wenn der arme Tropf nicht wusste, wie ihm geschieht, als er die Salbe angewendet hat, muss die UEFA ihn dennoch nach allen Regeln der Kunst bestrafen. Schließlich profiliert sich der Verband als aktiver Bekämpfer in Doping-Fragen und hat einen Ruf zu verlieren.
Und an dieser Stelle stoßen wir auf den Kern des Falls. Die Trainings- und Wettkampfkontrollen im Fußball sind lachhaft, ebenso gibt es keinen ernsthaften Willen, konsequent gegen Doping vorzugehen, wie im Dossier über Doping im Fußball nachzulesen ist. Um eine glaubhafte Außenwirkung als Anti-Doping-Kämpfer aufrecht zu erhalten, muss ein kontrollierender Verband in unregelmäßigen Zeitabständen dafür sorgen, dass jemand bei den Kontrollen ins Netz geht. Es müssen dann aber Doping-Unfälle sein, sodass gar nicht erst ein Verdacht aufkommen könnte, dass systematisch gedopt wird. Diese echten Fälle werden vertuscht und gedeckt. Aber nicht aufgedeckt.
Insofern handelt es sich bei Nikolaj Pawlow um eine typische Nebelkerzen-Aktion des kontrollierenden Verbandes, UEFA. Und dafür muss der arme Kerl, gerade mal am Beginn seiner Karriere, nun den Kopf hinhalten. Er ist das Bauernopfer in einem abgekarteten Spiel.
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3 Kommentare
Was mich nach deinem Dossier interessieren würde, wär eine fast schon philosophische Abhandlung darüber wie man denn mit dem Wissen umgeht, dass die eigenen Spieler gedopt sind.
Meiner Auffassung nach sind alle Profi-Fußballer ausnahmslos gedopt.
(Bis in die unteren Ligen (3., Regional- und Oberliga) wird es wohl teilweise auch gehen, aber nicht ganz so systematisch (auch wegen dem mangelnden Geld).)
Ob Designerdroge, Schmerzmittel, Hormone, Amphetamine, Eigenblut, etc. pp …, jeder hat halt so seine Mittelchen, man muss schlicht weg davon ausgehen, dass keiner sauber ist.
Wäre auch illusorisch bei den Summen um die es im Geschäft geht.
Die Frage die für mich viel interessanter ist als die “ob und in welchem Umfang gedopt wird” (die Frage ist ja schnell mit ein bisschen Aufmerksamkeit beantwortet) ist die, welche Konsequenz man daraus zieht?!
Sich vom Fußball abwenden? Sich ‘ne andere (vermeintlich saubere) Sportart suchen?
Ich habe die Frage für mich nicht restlos beantwortet und das obwohl sie mir seit ca. 2 1/2 Jahren durch den Kopf geht.
Fest steht, wenn Hertha spielt und gewinnt bin ich weiterhin begeistert, die anderen dopen ja schließlich auch.
Ich schaue auch weiterhin K.O.-Spiele der Champions League, auch obwohl ich genau weiß, dass dieses Tempo und Niveau nur mit leistungssteigernderen Substanzen möglich ist. Trotzdem zieht es mich in den Bann.
Vielleicht liegt es auch am Drumherum, die vollen Stadien, die Stimmung, auch der ganze Unterhaltungswert dieses verrückten Zirkus (ich kann so herrlich lachen bei den meisten Fußballspielen, oder auch die ganzen positiv bekloppten Spieler und Trainer). Irgendwie ist das alles doch sowieso schon lange mehr launiges Schauspiel und Folklore als echter Sport. Wieso eigentlich lange? Seid ich denken kann und Fußball verfolge ist es so.
Trotzdem bleibt die Dopingfrage komplex. Werden die einen immer nur Meister, weil sie die beste Doping-Strategie und das beste Labor haben? Es ist ja ein Teufelskreis, selbst wenn man Doping schulterzuckend akzeptiert, nimmt man es hin, dass reiche Vereine sich immer die besten Dopingdrogen werden leisten können? Ich bin mir immer noch nicht so sicher wie ich damit umgehen soll.
Damit sprichst du eine wichtige Frage an, Thomas. Ich werde das Thema aufgreifen und einen eigenen Beitrag dazu schreiben, wie ich persönlich mit dieser Frage umgehen zu gedenke.
Ich glaube allerdings nicht, dass Doping allein die Spiele und Meisterschaften entscheiden kann. Doping ist nur eine Stellschraube von vielen. Allerdings wird man davon ausgehen können, dass diejenigen, die nicht dopen, auch keine Chance haben werden.
Hallo Thomas,
ehrlich gesagt, bin ich eher durch Zufall auf deinenBlog gestoßen und habe über das Thema noch nie nachgedacht. Das liegt wahrscheinlich an dem von dir angeprangerten Verhalten der UEFA. Die großen Fische immer schön im Netz schwimmen lassen und die kleinen raus fischen. Aber wird denn im Fußball wirklich systematisch Doping betrieben? Gibt es da irgendwelche Zahlen und Statistiken?
Ein Trackback
[...] Ähnliche Aussagen hörte man in den letzten zweieinhalb Jahren schon von Fuentes selbst, vom ehemaligen Radprofi Jesus Manzano und Radsport-Präsident Pat McQuaid. Zur Erinnerung: In Zuge der Ermittlungen der Operacion Puerto wurden bei Fuentes über 200 Beutel mit Blut sicher gestellt. Ungefähr 50 bis 60 dieser Beutel werden Radfahrern zugerechnet. Und der Rest? Fußball und Doping passe ja nicht zusammen, ließ Sepp Blatters FIFA bis dahin immer verlauten, um dann im Mai 2007 überraschenderweise doch noch Akten-Einsicht in die Ermittlungsunterlagen der Operacion Puerto zu fordern. Passiert ist bis heute natürlich noch nichts. Eine typische FIFA-Nebelkerze. [...]