Mittlerweile hat ja so gut wie jeder Bundesligist, der etwas auf sich hält (sorry, ich habe keine Lust das wirklich zu recherchieren, deshalb die Phrase, klingeling) einen eigenen Propaganda-Sender. Bei der Namensgebung sind die Vereine darum bemüht möglichst wenig Kreativität zu zeigen. Man macht es sich da lieber einfach. An den Vereinsnamen wird ein “TV” angehängt und gut is. Hertha hat nun auch schon eine Weile so einen schicken eigenen Sender, der sich folgerichtig HerthaTV nennt. Für einen gewagten Selbstversuch habe ich mich am Wochenende einfach mal dort angemeldet und ein Abo gekauft. Für mich stellt sich nun die Frage, wieviel Propaganda ein Fan eigentlich aushalten kann. Dazu noch ein paar Sätze vorweg zum Stichwort Vollkommerzialiserung des Fußballs. Es ist in der Bundesliga zwar noch nicht so weit gekommen wie in England, wo Sir Alex Ferguson seit Jahren nicht mehr mit der Presse gesprochen hat und die Praktikanten der Zeitungen damit beauftragt werden für die Journalisten die Propaganda-Interviews zu transkribieren. Aber England ist ja neuerdings das Vorbild der Bundesliga, wenn man z.B. den Neu-Bayern Glauben schenken darf, die ihre Berichterstattung wohl demnächst selbst produzieren. Und da sich die Liga wiederum an den erfolgreichen Bayern orientiert, können wir uns nun also vorstellen, was in den kommenden Jahren auf uns zu kommt: VereinsTV! Grund genug der Realität von morgen heute schon in die Augen zu schauen und in einem Selbstversuch die Grenzen des Erträglichen auszutesten. Lost geht’s.
Anmeldung
Anfang der letzten Saison konnte man sich dort schon mal kostenlos von dem Angebot überzeugen. Ein bewusste Erinnerung habe ich nicht mehr. Aber immerhin scheine ich mich dort mit mehreren E-Mail-Adressen registriert zu haben. Weiß der Teufel warum! Aber ich habe das sowieso erst herausgefunden, als ich mich neu registrieren wollte. Da hieß es dann aber immer, dass die Adresse schon vergeben sei. Also ließ ich mir das Passwort zusenden und versuchte mich einzuloggen. Die E-Mail-Adresse sei ungültig, hieß es. Na toll! Also durchsuchte ich meinen Posteingang und stieß auf eine Registrierungsmail, die ich bestätigte (also ungefähr ein Jahr später…) und schon klappte es. Ich war drin! Nun wurde mir auch klar, warum ich mit verschiedenen Adressen “registriert” war. Das klappt nämlich irgendwie nicht so intuitiv, wie es sollte. Nun, sei es drum.
Einstellungen
OK, wenn ich also mit einer Adresse registriert bin, die ich eigentlich kaum nutze und bei der ich vielleicht ab übermorgen keinen Zugriff mehr habe, weil ich die Domain umziehe, wäre es vielleicht ganz sinnvoll, eine andere Adresse anzugeben. Eine Änderung ist beantragt. Mal schauen, wie lange es dauert, bis das geändert wird. Ich musste hierfür ein Formular ausfüllen.
Und wie kann ich mir denn nun die Spiele anschauen? Erst einmal gar nicht. Denn ich bin Linux-Nutzer. Und da gibt es kein DRM. Wozu auch? Aber das ist ein anderes Thema. Und ich bin ja darauf eingestellt und habe ein Windows unter Linux und noch ein paralleles Windows. Hier läuft alles ohne Probleme. Ein wenig umständlich für mich als Linux-Nutzer, aber was soll man machen?
Angebot
Für knappe 35 Euro gibt es das Vollprogramm für ein Jahr. Das Angebot umfasst alle Spiele der Saison (wohl nur Bundesliga), Zusammenfassungen der Spiele, Hintergrundreportagen, Live-Training und ein Archiv der letzen beiden Saisons, der Champions-League-Saison 1999 und einer Zusammenfassung des Meisterschaftsspiels aus dem Jahre 1931. Alles schön und gut. Die Spiele kann man ungefähr eine Stunde nach Abpfiff “on Demand” schauen, also wann man will. Das entzerrt für mich das Wochenende. Auf der einen Seite. Denn man muss auf der anderen Seite ja auch bedenken, dass nichts so langweilig ist, wie die Nachricht von gestern. Da ich mir aber kein Premiere leisten möchte/kann, die Bielefelder Kneipen kein Bedarf sehen bei der Übertragung von Hertha-Spielen, ist das für mich derzeit die beste Lösung. Zu den Hintergrund-Reportagen wäre zu sagen, dass da recht wenig rüber kommt. Ich erhoffe mir da eher noch was von den Interviews und Pressekonferenzen, die auch zum Angebot gehören.
Prawda-Faktor
Tendenziell wird der der Propaganda-Stil dieses Formats doch recht hoch sein. Wenn ich es richtig sehe, werden die Spiele kommentiert und zwar von einem “Hertha-Reporter”. Das verspricht erst einmal recht wenig objektives Kommentieren des Geschehens. Schnitt und Auswahl des Materials von Interviews, Berichten und Pressekonferenzen werden wohl auch unter der Aufsicht und vor allem im Auftrag von Hertha selbst geschehen. Das verspricht eine menge geglätterter und gefilterter Informationen. Ich bin gespannt, ob ich dieser Indoktrinierung stand halten kann. Wenn ich hier in Zukunft vollkommen unkritisch den nächsten Brasilien-Flop von Dieter zum Vorzeige-Herthaner erkläre, dann macht mich bitte darauf aufmerksam. Danke. Ansonsten werde ich im Verlauf der Saison einfach immer mal wieder von der Hertha-Prawda berichten. Der Selbstversuch wird zeigen, ob man das überleben kann und ob es sich vielleicht sogar lohnt die Kohle zu investieren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit…
Hier geht es zu HerthaTV
Update: Ein vorläufiges Fazit findet sich hier.
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8 Kommentare
Und was macht der Selbstversuch?
Eine erste Zusammenfassung kommt voraussichtlich Ende August…
Und lohnt es sich?
Da ich meine erste Zusammenfassung immer noch schuldig geblieben bin und auch noch eine gewisse Zeit schuldig bleiben werde, kann ich an dieser Stelle nur sagen: Für Hertha-Junkies lohnt es sich, aber man muss sich auf eine ganze Menge Lieb- und Belanglosigkeit einstellen. Wer das abkann, der darf zugreifen. Ausführlicher dann demnächst…
Wie definiert man demnächst? Oder ist dieses Thema eingeschlafen…
Gute Frage. Eingeschlafen ist das Thema nicht. Nur komme ich grad kaum zum Schreiben. Ich werde es aber nachholen. Versprochen!
Im Sommer diesen Jahres habe ich mir ein Jahres-Abo von Hertha TV geleistet. Und um die erste Frage, die ich mir damals stellte, zu beantworten: Ja, man kann ein Abo von Hertha TV überleben. Davon einmal abgesehen stellt sich die Frage, ob man soetwas übe
So, nun habe ich endlich ein vorläufiges Fazit geschrieben. Link gibt es oben unter “update”.